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Der Rebound-Effekt.

Der geneigte Leser wird wissen, dass ich als Maschinenbaustudent recht fasziniert bin von modernen Technologien, sei es im Bereich der industriellen Maschinen oder im Bereich der Elektronik (sprich Tablet, Smartphone und Co.). Doch eine interessante Veranstaltung der Ringvorlesung des Ökologiereferats „NATUC“ der TU Chemnitz hat mich doch zum Nachdenken gebracht und einige Gedanken möchte ich hier mit euch teilen.

Hauptthema des Vortrags von Tilman Santarius, der am Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt und Energie tätig ist, war der sogenannte Rebound-Effekt. Dabei geht es um die schwerwiegenden ökologischen Folgen von Energieeffizienz im großen Stil. Der Vortragende legte dabei interessante Argumente dar, beispielsweise, dass die Einsparungen von Ressourcen nicht nur Vorteile für die Umwelt bringen. So führen Optimierungen in Entwicklung, Produktion und Vertrieb nicht immer zu direkten Energieeinsparungen. Unternehmen bringen dadurch zwar weniger Energie für die Herstellung eines einzelnen Produkts auf, können allerdings gleichzeitig auch eine größere Anzahl an Waren bereitstellen, die sich dann wieder negativ auf Energiebilanzen auswirken (bsw. in Form von Exporten).

Besonders das folgende Beispiel hat bei mir großen Eindruck hinterlassen: Nehmen wir einmal an, dass aus ökologischen oder auch finanziellen Gründen ein neues, spritsparendes Fahrzeug angeschafft wird. Statt 6 Litern verbraucht dieses nur noch 3 Liter auf 100 Kilometer. Studien belegen, dass Käufer dieser ressourcenschonenden Vehicles rund 10-30% weiter fahren als zuvor. Damit ist ein Teil des Einsparpotentials dahin. Weiterhin steht dem Fahrzeughalter aufgrund des geringeren Verbrauchs mehr Geld zur freien Verfügung. Zum großen Teil wird dieses Plus in – zum Teil umweltschädlichere – Produkte gesteckt, die man sich mit dem alten Fahrzeug nicht geleistet hätte. Letzten Endes bringt das Einsparpotential des Automobils keine nennenswerte Vorteile für unsere Umwelt – im Gegenteil: Der Mensch denkt, er handelt ökologisch, und „belohnt“ sich dann mit unökologischen Produkten.

Ein weiteres Problem stellt laut Santarius das stetige Streben des Menschen nach Verbesserung dar. Muss es immer das bessere Kraftfahrzeug oder Smartphone sein? Die auf Wachstum ausgelegte Wirtschaft trägt ihres dazu bei. Natürlich müssen Menschen von ihren Jobs leben können und auch Entwicklungskosten mancher innovativen Erfindung müssen sich rentieren, doch muss der Exportmarkt Deutschlands wirklich so stark ausgeprägt sein? Können recht „einfache“ Produkte nicht auch in den Bestimmungsländern selbst gefertigt werden?

Fragen über Fragen, dessen Beantwortung wohl niemand von uns in der Lage ist, jedoch im Angesicht des Klimawandels ihre Berechtigung haben. Wir als Individuen können dahingehend nur wenig ausrichten. Eigentlich wäre es Aufgabe der Politik Gesetze oder Konventionen zu verfassen, die der urmenschlichen Größenwahnsinnigkeit ein Ende setzen – gäbe es da nicht die starke Wirtschaftslobby.

Wer mehr zu dem Thema wissen möchte, kann gerne die Webseite von Tilman Santarius besuchen. Dort ist auch das vollständige Paper zum Rebound-Effekt zu finden.

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