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Im Miniatur Wunderland. Mitteldeutschland und Knuffingen.

Es ist wieder einmal Zeit für einen faszinierenden Trip in das Hamburger Miniatur Wunderland. Während es im ersten Teil meiner kleinen Reise in die Bergregionen Europas ging, soll es im zweiten Teil in flachere Gefilde, genauer gesagt nach Mitteldeutschland und das fiktive Knuffingen mit seinem opulenten Flughafen gehen.

Mitteldeutschland

Auch im mitteldeutschen Bereich, der als erstes im Jahr 2001 eröffnet wurde, ist eine Menge los. Im „Gasthof zur Traube“ sitzen die Gäste vergnügt im Biergarten Weingarten und genehmigen sich einige edle Tropfen, während sich in direkter Nachbarschaft ein folgenschwerer Unfall ereignet hat. Ein ortsunkundiger Porsche-Fahrer scheint die Kurve nicht ganz bekommen zu haben und fuhr deshalb schnurstracks gegen einen Baum. Zur Hilfe kommen Feuerwehr und Polizei mit den typischen Ost-Fahrzeugen Trabant 601, IFA W50 sowie Barkas B 1000.

Einige Meter entfernt können sich die Bewohner in einem typischen Freilufttheater das Stück „Romeo und Julia“ zu Gemüte führen. Die Szene zählt zu den beliebtesten Drücker-Aktionen in der gesamten Ausstellung. Nach Betätigen öffnet sich der Vorhang und die beiden Hauptakteure betreten tanzend die Bühne – untermalt von passender Musik. Nicht weit daneben befindet sich ein Nachbau der Skulptur „Hermann, der Cherusker“, die im Original im Teutoburger Wald besichtigt werden kann. Die Wälder umher laden zum Spazieren und Wandern ein. Da darf natürlich auch ein kleiner Badesee nicht fehlen.

Natürlich darf auch das Kleinstadt-Leben nicht zu kurz kommen. Dafür haben die Modellbauer im Miniatur Wunderland ein Straßenfest inszeniert. Die Wirkung entfaltet der Abschnitt vor allem bei Nacht, wenn die vielen kleinen Lichter erstrahlen. Bei Tag gibt es wiederum einen tollen Blick auf die Fachwerkbauten, die Mitteldeutschland auszeichnen. Am Saale-Unstrut-Gebiet angelehnt, gibt es auch den ein oder anderen Weinberg zu bestaunen, der mit viel Liebe zum Detail sogar die Trauben zu zeigen vermag.

Zur Naherholung haben sich die Macher einen kleinen aber feinen Sandstrand einfallen lassen, der sich an einem kühlen Gewässer befindet. Während sich die zahlreichen Badegäste die Sonne ins Gesicht scheinen und die Seele baumeln lassen, lässt sich auf einem Steg eine Hochzeitsgesellschaft beobachten. Dahinter befindet sich ein niedlicher Camping-Platz, den vorrangig Familien als Urlaubsort nutzen. Ein Ausflugstipp dürfte das Sonnenblumen-Labyrinth sein. Doch längst ist nicht alles „eitel Sonnenschein“: Nicht weit entfernt ermitteln Kriminalisten zu einem ominösen Mord im Bach. Das Werkzeug – ein blutverschmiertes Beil – liegt nicht weit vom Tatort. Und auch politische Themen sind mit einem Augenzwinkern zu finden: Eine Straße weiter demonstrieren Einwohner für die Rente ab 30.

Auch vor Naturkatastrophen bleibt die kleine Welt nicht gefeit. Im angrenzten Waldstück kämpfen Feuerwehrmänner gegen die Flammen, die ein großen Waldstück zu vernichten drohen. Möglicherweise abgelenkt vom Geschehen knallt der Fahrer eines Geländewagens gegen eine Straßenlaterne. Sichtlich blutüberströmt kann er dennoch aussteigen – einem beistehenden Schutzengel sei Dank. Ein kleiner, aber hübsch hergerichteter Park an der Seite eines prunkvollen Mehrfamiliengebäudes lädt zum Schlendern ein. Im angrenzenden „Flower Shop“ können Blumen direkt gepflückt und mitgenommen werden.

Nicht weit entfernt liegt der Ort Bad Klosterburg, der mit seinem zentralen Marktplatz für Aufsehen sorgt. Dort scheint just zu diesem Zeitpunkt Markttag zu sein, mehrere Buden laden zum Kauf regionaler Spezialitäten ein. Ein Fußball- und Tennisplatz laden zur sportlichen Freizeitgestaltung ein. Wer es noch aufregender mag, kann auf dem riesigen Kirmesgebiet die Fahrgeschäfte besuchen. Allen voran den Freefall-Tower, Achterbahn und das Riesenrad. Des nachts illuminieren rund 30.000 Lichter das Segment.

Knuffingen und sein Flughafen

Die wohl größte Stadt im Miniatur Wunderland ist das fiktive Knuffingen, das zwischen den beiden Abschnitten Österreich und Mitteldeutschland liegt. Insgesamt 10.000 Figuren zählt das Kleinod. Dass die Einwohner besonders feierwillig sind, zeigt sich in den ersten Szenen. Neben einem Traktor-Pulling-Wettbewerb, tummeln sich viele bei einer ausschweifenden Garten-Geburtstagsparty. Zur Ruhe kann im nahe gelegenen Park gekommen werden, der sich über mehrere Stufen erstreckt. Pferdefans kommen beim Spring-Wettbewerb auf ihre Kosten, während die Polizei nebenan eine Diebesbande dingfest macht. Alltägliche Einkäufe können im Supermarkt getätigt werden, Heimwerker finden im Baumarkt ihre gesuchten Werkzeuge.

Nebenan schließen sich direkt die ersten Ausläufer des riesigen, 3,5 Millionen Euro teuren Flughafengeländes an. Eine Ausstellung historischer Flugzeuge dürfte vor allem bei Technikfans die Herzen höher schlagen lassen. Es folgt die große Start- und Landebahn, von der sowohl Personen – als auch Transportflugzeuge in die Lüfte abheben. Ein ausgeklügeltes System lässt die Modelle realitätsnah bewegen. Nachts entfalten die zahlreichen Boden-LEDs, die den Piloten den richtigen Weg weisen sollen, ihren Glanz und lassen das Gelände in einem Farbenspiel erstrahlen. Nach der erfolgreichen Landung steuern die Flugzeuge das Terminal und die verschiedenen Gates an.

Der Flughafen, der dem Hamburger Exemplar nachempfunden ist, ist ein eigener Mikrokosmos für sich. Hier konnten sich die Modellbauer richtig aus toben und ihrer Szenen-Fantasie vollen Lauf lassen. Highlights sind zweifelsohne das große Parkhaus sowie der große Parkplatz. Dort fährt unter anderem ein Rettungswagen vor, um einen kollabierten Fluggast abzuholen. Nicht weit entfernt betritt ein arabischer Scheich seinen eigenen roten Teppich, um in seinen historischen Benz einzusteigen. Im Schlepptau Bedienstete, die große Geschenkpakete hinterhertragen. Einer leicht bekleideten Käfer-Fahrerin mit Gepäckproblemen kommt ein stereotypischer Mustang-Macho zur Hilfe. Nebenan laufen derweil Dreharbeiten für die fiktive Aussteigerserie „Goodbye Knuffingen“. Auf dem großen Taxiparkplatz warten die Limousinen samt Fahrer auf ihren Einsatz.

Die ländlichen Ausläufer der Stadt Knuffingen erreicht man im nächsten Raum. Dort räkeln sich an einem verstecktem See im Wald einige „Schwarzbader“. In der Nachbarschaft pauken Häschen in der Hasenschule die Farbtafel in Form eines Ostereis. Entlang der Bahnstrecke, die nach Knuffingen führt, finden sich einige der hübschen Häuser, die die Anlage säumen. Auch ein Abenteuerspielplatz darf natürlich nicht fehlen. Während in einer Köhlerei noch einige Arbeiter schuften, beginnt bei Einbruch der Dunkelheit in der Diskothek Tanzcafé eine große Party: Bei peppiger Musik wechselt die Beleuchtung ihre Farbe.

Nun erreichen wir das Ortseingangsschild Knuffingens. Das Städtchen bietet als was das Herz begehrt. Eingangs finden wir ein Autohaus, große Häusezeilen prägen das Stadtbild. Zentrum ist wie so oft die Kirche, aus der ein frisch getrautes Ehepaar schreitet. Direkt daneben befindet sich die Feuerwache, die Ausgangspunkt zahlreicher Einsätze ist. So auch in diesem Moment, als auf der Landstraße ein vollbeladener Lastkraftwagen Feuer fängt. Direkt heulte der Alarm los und die Fahrzeuge eilten zur Hilfe – auch wenn es etwas unrealistisch ist, dass alle verfügbaren Kräfte loseilen.

Die Jugendlichen im Skate-Park dürfte das herzlich wenig interessieren, sie drehen derweil ihre Runden üben neue Tricks. Wie auch in den anderen Bereichen gibt es auch hier den dynamischen Tag-Nacht-Wechsel. Realitätsnah erleuchten dann nach und nach die Straßenlaternen und Wohnungsbeleuchtungen. Auch die Scheinwerfer der rund 90 fahrenden Fahrzeuge erstrahlen dann. Das ist vor allem bei den Trucks ein echtes Schauspiel.

Mit Schloss Löwenstein schließt sich ein Fantasiebau aus Gebäudeteilen des Bahnhofs Baden Baden an. Viele Ausflügler nutzen das gute Wetter und nutzen den angrenzenden Park zum Entspannen. Regionalpatrioten nutzen den nahe des Bahnhofs Hartenstein gelegenen Wochenmarkt, um günstig Lebensmittel aus dem Umland zu erwerben. Auf dem Weg zurück in die Stadt lädt ein Waffelbäcker zu leckerem Süßgebäck ein. Ein ausgebauter Wanderweg führt von dort zu einer alten Burgruine mit Kirche. Daneben findet sich ein kleiner Tierpark mit mehr oder weniger regionalen Tierarten (Elche und Bären sollten in Deutschland ja bekannterweise nicht heimisch sein).

Der Weg führt weiter in Richtung der alten Zeche. Auf dem Weg dorthin sind jedoch erst einmal per Drehleiter Kleinwagen aus dem Fluss zu bergen. Auch an Baustellen mangelt es auf den folgenden Metern nicht. Ein Ärchologen-Team gräbt gerade nach fossilen Dinosaurier-Überresten. Nach dem Rückfahren der Aktivitäten im Kohleabbau sind die Kumpel verständlicherweise verärgert und demonstrieren auf dem Betriebshof für die Wiedereröffnung der Mine. Im Hinterhof brettern Halbstarke währenddessen mit ihren motorisierten Zwei- und Vierrädern über Rampen. Miniature Hobbyfilmer halten die Szene fest.

Im dritten Teil meiner MiWuLa-Reise wird es in die Heimatstadt der Ausstellung, nach Hamburg gehen. Außerdem reisen wir weiter Richtung Norden nach Skandinavien und werden einige verschneite Landschaften bestaunen können. Wie immer freue ich mich über Kommentare. Was ist euer persönliches Lieblingsfoto?

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