Mittlerweile ist es vier Jahre her, dass ich für Netzpiloten den letzten Saugroboter einem Test unterzog. In der Zwischenzeit haben sich die kleinen Helferlein deutlich weiterentwickelt. Neben der Software hat sich auch die Hardware verbessert. Ich bin der Einladung von Dreame Technology in das noble „Ritz Carlton“ in der Hauptstadt Berlin gefolgt und habe mir die neuesten Modelle angeschaut. Haben wir eine traumhaft saubere Zukunft vor uns oder sind die Gadgets zu verträumt?
Mit dem Dreame H15 Pro sauber eine schmale Lippe riskieren
Ich mag ja Staubsaugen. Zumindest dann, wenn ich die Flächen gut erreiche. Der neue Dreame H15 Pro will eben diese lückenlose Reinigung auf glatten Böden garantieren und deshalb der ideale Kumpane sein. Dafür spendiert das chinesische Unternehmen so einige spannende Features. So besitzt das Gerät eine absenkbare Lippe im vorderen Bereich des Saugkopfes. Bei jedem Zurückfahren zieht sie automatisch den Schmutz vom glatten Boden ab. Die Reinigungswirkung ist bei der ersten Demo beeindruckend gut. Der Dreame H15 Pro hinterlässt nicht nur eine saubere Fläche, sondern auch keinerlei nasse Bereiche.
Für Haushalte, in denen lange Haare ein Problem darstellen, besitzt die Bürste feine Kammzähne. Bereits beim Aufsaugen soll diese verhedderte Haare abschneiden und kaputte Rollen obsolet machen. Bei der Präsentation konnte ich mir davon jedoch noch kein Bild machen. Des Weiteren hat Dreame die aus dem Vorgänger* bekannte Reinigungsfunktion verbessert. Nunmehr erreicht der H15 Pro eine Wassertemperatur von 100 Grad Celsius. Die feuchte Bürste ist dank 90 Grad Celsius heißer Luft innerhalb von nur fünf Minuten wieder trocken. Auch der Preis hat sich mit 699 Euro gewaschen. Wenngleich der manuelle Nasssauger günstiger ist als die automatisierten Geräte.
Automatisierte Reinigung ohne Hindernisse mit dem Dreame X50 Ultra Complete
Der neueste Spross aus der Roboter-Produktfamilie hört auf den etwas kryptischen Namen Dreame X50 Ultra Complete und kostet mehr als das doppelte. Bereits auf der IFA 2024 vorgestellt, ist er die Weiterentwicklung des beliebten X40 Saug-Wisch-Roboters. Der X50 erbt damit einige clevere Features. Darunter zählen eine ausfahrbare Seitenbürste als auch anhebbare Rollenbürsten sowie Wischmopps. Letztere sind magnetisch und lassen sich für den Einsatz auf Langflorteppichen entfernen. Dauerhaft feuchte Untergründe gehören damit der Vergangenheit an.
Ein weiterer Meilenstein hin zur vollumfänglichen Automatisierung stellt die Aufwertung der Basisstation dar. Sie kann seit dem X40-Modell* nicht nur den Schmutz aus dem Roboter in einen Staubbeutel absaugen, sondern auch die Reinigungsperipherie zuverlässig säubern. So werden die Wischmopps mit 70 Grad Celsius warmen Wasser gespült und heißer Luft getrocknet, um Gerüche zu vermeiden. Ist der Wassertank im Mobilteil leer, sorgt die Basisstation für Nachschub – inklusive Reinigungsmittel. Selbst ein direkter Wasseranschluss ist optional möglich. In der Master-Variante verschwindet die Station mit Wasseranschluss in einem 25 Zentimeter schmalen Schacht – etwa in der Küche.
Der Dreame X50 Ultra Complete* ergänzt all die Funktionen um spannende Innovationen. So sind die Bürsten mit einem neuartigen Luftkanal ausgestattet, der das Aufwickeln von bis zu 30 Zentimeter langen Haaren verhindern soll. Im ersten Test funktionierte das bei einzelnen, leichten Haaren tadellos. Ein Haarbündel stellte das System vor eine unlösbare Aufgabe. Mithilfe von einziehbaren Beinen sind bis zu sechs Zentimeter hohe Schwellen kein Hindernis mehr. Stoßdämpfer sorgen für leise Bewegungen. Bei der Produktdemonstration meisterte der X50* die kleine Stufe bravurös. Ferner senkt sich die LiDAR-Sensorik für unzugängliche Sofas und Betten ab, sodass der Sauger unter knapp neun Zentimeter flache Zwischenräume fahren kann.
Auch die Basisstation wurde aufgewertet. Insgesamt 20 Düsen verteilen das 80 Grad Celsius warme Wasser im Bereich der Wischteller und sollen den Reinigungsgrad der Mopps auf 99,9 Prozent treiben. Um auch den zahlreichen Bakterien und Viren Herr (oder Frau) zu werden, setzt Dreame auf zwei integrierte UV-Lampen. Die kurzwellige, energiereiche Strahlung zerstört die schädlichen Lebewesen sowohl im Beutel als auch im Moppbereich und verbessert so die Reinigungsqualität. Trotzdem ist der Ersatz von Bürsten und Mopps nach einem definierten Zeitraum unabdingbar.
Die Zukunft liegt im Moppwechsel und in der Hindernisentfernung
Beim Event in Berlin hat Dreame auch einen Prototypen seiner neuesten Produktentwicklung im Gepäck. Der kommt gleich mit zwei neuen cleveren Features daher. Zum einen wird es in naher Zukunft die Möglichkeit des Moppwechsels geben. Aktuell befinden sich lediglich zwei rotierende Wischteller im Lieferumfang, die für den kompletten Wischvorgang zum Einsatz kommen. Auch in Badezimmer oder Küche. Das ist alles andere als hygienisch. Der Prototyp der Basisstation beherbergt gleich drei Paare, die in zuvor definierten Bereichen zum Einsatz kommen können. Ein unschöner Transport von Schmutz in andere Räume wird damit der Vergangenheit angehören.
Nicht weniger spannend ist die Integration eines intelligenten Greifarms. Über die bereits integrierte Kamera am Kopf detektiert und klassifiziert der Saugroboter umher liegende Gegenstände. Die zweite Kamera am Greifarm verhilft zur richtigen Positionierung dessen. Leider war der Prototyp zum Launch-Event nicht funktionsfähig. Zwar soll ein fertiges Produkt Ende 2025 verfügbar sein, allerdings scheint es noch etliche offene (Entwicklungs-)Baustellen zu geben: So steigt der Stromverbrauch des mobilen Roboters deutlich und die definierte Ablage des Gegenstands ist mit programmiertechnischen Problemen behaftet. Inwieweit dieses Feature für den praktischen Einsatz sinnvoll ist, bleibt fraglich.
Fazit Dreame Saugroboter: Auf dem Weg zur Reinigungsherrschaft
Die Entwicklung des chinesischen Herstellers Dreame ist besonders hier in Deutschland beispiellos. Innerhalb von nur vier Jahren wurde das Unternehmen mit 51 Prozent Anteil Marktführer im Bereich der Saugroboter. Im letzten Jahr betrug das Wachstum 160 Prozent. Mit Abstand folgen Roborock und Ecovacs. Der Erfolg kommt nicht von ungefähr: Vor allem die automatisierten Sauger sind leistungsstark und bieten clevere Features. Allem voran die exakte Navigation sowie ausgefeilte Mechanik begeistern. Der Reinigungsgrad ist hoch, der Serviceeinsatz gering.
Die neuen Produkte – besonders aus der X50-Serie – bestechen durch ihre ausgereiften Gimmicks wie ausfahrbare Räder, optimierte Mopp-Wäsche und Sprachsteuerung. Für deren Entwicklung orientiert sich das Unternehmen an den Wünschen der Kund:innen. Verantwortliche aus dem chinesischen Hauptquartier holten sich auch auf dem deutschen Launch Event ein breites Stimmungsbild zu den Neuheiten und möglichen Verbesserungen ab. So stellen dicke Haarbündel für die Bürsten auch weiterhin ein Risiko dar. Und der Wasserwechsel der Basisstation des Dreame X50 Ultra Complete* ist ein laufend wiederkehrendes Übel. Es bleibt spannend welche Reinigungsstufe Dreame als nächstes erreicht.
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