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Viltrox AF 16mm f1.8 Z im Test: Ein günstiges Weitwinkelobjektiv mit Licht und Schatten.

In der Foto­gra­fie dreht sich alles um die Per­spek­ti­ve und den Blick­win­kel. Wäh­rend hohe Brenn­wei­ten für detail­lier­te Makro­auf­nah­men geeig­net sind, erlau­ben gerin­ge Brenn­wei­ten das Ein­tau­chen in eine impo­san­te Sze­ne­rie. Des­halb gehö­ren letz­te­re zu einem Must-Have für alle ambi­tio­nier­ten Hobby-Fotograf:innen. Ich habe mich vor eini­gen Mona­ten für das preis­wer­te Vil­trox AF 16mm f1.8 Z ent­schie­den und ver­ra­te euch einige Vor- und Nach­tei­le des chi­ne­si­schen Produkts.

Nach dem Kauf der Nikon Z6 III mit dem gran­dio­sen All­round-Objek­tiv Nikkor Z 24–120mm f4.0, machte ich mich auf die Suche nach einem preis­wer­ten Weit­win­kel­ob­jek­tiv. Beson­ders in der Land­schafts- und Archi­tek­tur­fo­to­gra­fie mag ich den immersi­ven Look eines brei­ten Pan­ora­mas. Doch schnell wurde klar: Das wird teuer. Selbst mit einer Sofort­ra­batt­ak­ti­on von Nikon schlägt das „gute“ Nikkor Z 14–30mm f4.0 (bezahl­ter Link) mit 1.159 Euro zu Buche. Vom licht­stär­ke­ren Nikkor Z 14–24mm f2.8 S (bezahl­ter Link) mit einem Preis von 2.099 Euro gar nicht zu spre­chen. Für ein Hobby, mit dem ich kein Geld ver­die­ne, zu viel.

Viltrox liefert viel Lichtstärke fürs Geld

Bei der Recher­che nach einer preis­wer­ten Alter­na­ti­ve bin ich auf den chi­ne­si­schen Her­stel­ler Vil­trox gesto­ßen. Das Unter­neh­men bietet auch für das Z‑Mount eine Viel­zahl von Objek­ti­ven an. Seit 2024 befin­det sich das Vil­trox AF 16mm f1.8 (bezahl­ter Link) im Port­fo­lio. Auf dem Papier bietet die Fest­brenn­wei­te sogar bes­se­re Spe­zi­fi­ka­tio­nen als das Zoom­ob­jek­tiv des Ori­gi­nal­aus­rüs­ters. Mit einer Offen­blen­de von f1.8 ist das Vil­trox-Objek­tiv um 2,3 Blen­den­stu­fen licht­stär­ker. Auch die opti­sche Kon­struk­ti­on ist mit 15 Lin­sen­ele­men­ten in 11 Grup­pen auf­wen­di­ger als bei Nikons Zoom-Objek­tiv (14 Ele­men­te in 12 Grup­pen). Auch auf­grund posi­ti­ver Rezen­sio­nen habe ich mich wäh­rend einer Rabatt­ak­ti­on, bei der das Vil­trox AF 16 mm f1.8 (bezahl­ter Link) für 479 Euro erhält­lich war, für das spür­bar preis­wer­te­re Pro­dukt entschieden.

Doch beim Aus­pa­cken ist von einem Qua­li­täts­un­ter­schied nichts zu merken. Das Objek­tiv besteht aus hoch­wer­ti­gem Metall und liegt mit 565 Gramm und Maßen von 8,5 x 10,5 Zen­ti­me­tern statt­lich in der Hand. Im Ver­gleich dazu wirkt das Nikkor Z 24–120 f4 (bezahl­ter Link) mit seinem Kunst­stoff-Gehäu­se regel­recht güns­tig. Neben einem Schie­be­schal­ter, der das schnel­le Wech­seln zwi­schen Auto-Fokus und manu­el­lem Fokus erlaubt, ver­ber­gen sich auf der linken Seite zwei Funk­ti­ons­tas­ten, die mit­hil­fe einer App frei belegt werden können. Beson­ders ange­nehm fühlen sich Fokus- und Blen­den­ring an. Wer das Objek­tiv für Video­se­quen­zen nutzt, freut sich über den rech­ten Schie­be­schal­ter, der das Rasten zwi­schen den ein­zel­nen Blen­den­stu­fen deak­ti­viert. Auf der Ober­sei­te besitzt das Vil­trox-Pro­dukt zudem eine kleine Kon­troll­an­zei­ge, die Infor­ma­tio­nen zum Fokus­punkt sowie der gewähl­ten Blende bereit hält.

Viltrox AF 16mm f1.8 Seitenansicht
Auf der linken Seite des Vil­trox AF 16mm f1.8 befin­den sich unter ande­rem zwei Funktionstasten.

So hoch­wer­tig sich die Linse hap­tisch anfühlt, so min­der­wer­tig ist die mit­ge­lie­fer­te Gegen­licht­blen­de. Das Auf­schrau­ben gelingt noch ohne Pro­ble­me. Aller­dings ist die Raste ein­fach zu schwach aus­ge­legt. Schon gerings­te Kräfte lassen sie lockern und im schlimms­ten Fall unbe­merkt ent­fer­nen. In meinem Test ver­zich­te­te ich des­halb gänz­lich auf das eigent­lich wich­ti­ge Teil, um Streu­licht zu vermeiden.

Scharfe Weitwinkel-Aufnahmen mit Startschwierigkeiten

Schnell und unkom­pli­ziert ist das Objek­tiv über den Bajo­nett­an­schluss an der Nikon Z6 III (bezahl­ter Link) ange­bracht. Nichts klap­pert oder knarzt. Es ist kein Unter­schied zu den preis­in­ten­si­ven Nikon-Objek­ti­ven erkenn­bar. Auch das erste Ein­schal­ten gelingt auf Anhieb. Die Sys­tem­ka­me­ra erkennt die Linse zuver­läs­sig. Erste Test­auf­nah­men erzeu­gen Vor­freu­de auf die gerin­ge Brenn­wei­te. Doch nach eini­gen Tagen dann der Schreck: Die Linse lässt sich nicht mehr an der Nikon star­ten. Die Kamera erkennt zwar das Objek­tiv und akti­viert den Sensor. Aller­dings sind Fokus und Blen­den­ein­stel­lung nicht ver­füg­bar. Erst nach mehr­ma­li­gen Drehen des Blen­den­rings und eini­gen Sekun­den War­te­zeit fährt das Vil­trox AF 16mm f1.8 Z (bezahl­ter Link) hoch.

Viltrox AF 16mm f1.8 Display
Das Dis­play zeigt den Abstand zur Foku­se­be­ne an. Die Nah­ein­stell­gren­ze beträgt 27 mm.

Dann funk­tio­niert das Pro­dukt ein­wand­frei. Die Test­fo­tos sind scharf bis in die Ecken und die unschö­nen Ver­zer­run­gen zum Bild­rand halten sich in Gren­zen. Die erreicht die Linse im Modus der gleich­mä­ßi­gen Belich­tung erst bei direk­tem Gegen­licht. Vor­ran­gig bei Son­nen­un­ter­gän­gen ist der Bereich um den Feu­er­ball aus­ge­brannt. Hier­für emp­fiehlt sich der Wech­sel auf den “Lich­ter­be­ton­ten Spot­mo­dus”. In der Nach­be­ar­bei­tung lassen sich dann die Tiefen ver­stär­ken. Ein beson­ders farb­dy­na­mi­sches Foto mit herr­li­chem Bokeh kommt zum Vor­schein. Etwas hinter dem Nikon-Ori­gi­nal fällt der Auto­fo­kus zurück, der sich vor­ran­gig bei Gegen­licht hin und wieder bei der Ent­fer­nung des gewähl­ten Objekts verkalkuliert.

Beson­ders beein­dru­ckend finde ich die Fähig­kei­ten bei schumm­ri­ger Beleuch­tung, etwa zur Blauen Stunde oder bei Fins­ter­nis. Dann spielt das Vil­trox AF 16mm f1.8 Z (bezahl­ter Link) seine Licht­stär­ke aus. In Zusam­men­spiel mit dem 5‑Ach­sen-Sta­bi­li­sa­tor der Nikon Z6 III sind Belich­tungs­zei­ten um 1/10 s ohne sicht­ba­re Ver­wa­cke­lung mög­lich. Ver­hin­dern kann jedoch auch das Vil­trox nicht die Vignet­tie­rung bei star­ker Offen­blen­de. Die lässt sich jedoch in der Nach­be­ar­bei­tung retu­schie­ren. Ab Blende f2.8 sind abge­dun­kel­te Ecken kaum mehr sichtbar.

Per App und Bluetooth zum Firmware-Update

Das Vil­trox AF 16mm f1.8 Z (bezahl­ter Link) kann jedoch nicht nur mit seiner seiner Bild­qua­li­tät punk­ten. Denn die große Über­ra­schung befin­det sich im Inne­ren des Objek­tivs. Dort befin­det sich näm­lich ein Blue­tooth-Modul, das die Ver­bin­dung mit einem Smart­phone erlaubt. Dafür muss es ledig­lich über den USB-C-Anschluss mit Strom ver­sorgt werden. Die Vil­trox-Anwen­dung ist sowohl für iOS als auch Android ver­füg­bar. Nach der Instal­la­ti­on erlaubt sie nicht nur das Anpas­sen der Funk­ti­ons­tas­ten, son­dern auch die Defi­ni­ti­on eines eige­nen Start­bild­schirms sowie die Mög­lich­keit einer manu­el­len Kali­brie­rung. Ferner erlaubt die App das Down­loa­den und Über­spie­len eines Firmware-Updates.

Letz­te­res findet aller­dings auch kon­ven­tio­nell per Com­pu­ter und Daten­ka­bel den Weg auf das Objek­tiv. Das ist auch drin­gend not­wen­dig, denn Kamera-Updates können für einen ein­ge­schränk­ten Funk­ti­ons­um­fang sorgen und im Worst Case zum Total­aus­fall führen. Inner­halb der ver­gan­ge­nen zwei Monate instal­lier­te ich sage und schrei­be drei neue Firm­ware-Ver­sio­nen, um die Per­for­mance und Sta­bi­li­tät zu ver­bes­sern. Daumen hoch! Leider habe ich immer noch spo­ra­disch das Pro­blem, dass das System des Objek­tivs ein­fach nicht hoch­fah­ren will (Stand: Ende Mai). Selbst das Deak­ti­vie­ren des Strom­spar­mo­dus schafft keine Abhilfe.

Viltrox AF 16mm f1.8 USB-C-Anschluss
Per USB-C-Anschluss lässt sich das Objek­tiv mit Strom ver­sor­gen oder mit dem Com­pu­ter verbinden.
Screenshot Viltrox App
Mit­hil­fe der Vil­trox App lässt sich das Objek­tiv aktua­li­sie­ren und personalisieren.

Fazit Viltrox AF 16mm f1.8 Z: Viel Panorama für wenig Geld

Das Hobby Foto­gra­fie kann schnell sehr teuer werden. Umso schö­ner, dass es Dritt­an­bie­ter wie Vil­trox gibt, die teure (Vollformat-)Linsen zu einem erschwing­li­chen Kurs anbie­ten. Das Vil­trox AF 16mm f1.8 Z (bezahl­ter Link) ist eine solide Alter­na­ti­ve zu den preis­in­ten­si­ven Weit­win­kel-Objek­ti­ven von Nikon selbst. Es über­zeugt mit seiner guten Bild­qua­li­tät, der gerin­gen Ver­zer­rung sowie kaum sicht­ba­ren Vignet­te und dem punkt­ge­nau­en Auto­fo­kus. Zumin­dest beim Foto­gra­fie­ren mit dem Licht. Ist har­sches Gegen­licht im Spiel zeigt das Pro­dukt kleine Schwächen.

Ein Wer­muts­trop­fen ist für mich das (wenn auch nur) spo­ra­di­sche Pro­blem mit dem Star­ten des Objek­tivs. Gerade in schnel­len, unwie­der­bring­li­chen Situa­tio­nen zählt jede Sekun­de. Schade, wenn die Kamera dann erst nach 10 Sekun­den bereit ist. Dar­über kann ich aller­dings hin­sicht­lich des Prei­ses von 599 Euro durch­aus hinweg sehen. Wäh­rend der regel­mä­ßi­gen Rabatt­ak­tio­nen ist es sogar für 479 Euro ver­füg­bar. Ein faires Ange­bot für eine Menge schar­fes Glas mit Weit­blick und Lichtstärke.

Nutzt Du ein Objek­tiv von Vil­trox? Wenn ja, wie bist Du damit zufrieden?


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