Grau, trist, öde. Industriestadt eben. So wird Chemnitz meist von außen wahrgenommen. Doch die aktuelle Ausgabe des Kölner INTRO-Magazins spricht eine andere Sprache. Dort tauchen die Band Kraftklub und das Atomino in mehreren Umfragen weit vor Mitbewerbern auf.
Mit „Ich will nicht nach Berlin“ gelang der Chemnitzer Band der nationale Durchbruch. Gerade Berlin, welches als Hochburg für das „Hipstertum“ gilt, liegt mit Club und Künstlern im Ranking hinter hiesigen Größen. Entwickelt sich Chemnitz nun zur Hipsterstadt?
Klar mit meist jugendlichen, rebellischen Texten sprechen die fünf Musiker auch diese Zielgruppe an und Songs wie „Karl-Marx-Stadt“ werden auch in anderen Orten lauthals mitgegröhlt. Doch was macht die Faszination dieser Band aus?
Eine großer Sympathiepunkt ist meiner Meinung nach, dass sie sich und ihre Texte nicht immer vollends ernst nehmen. Mit ihrer Verbundenheit zu Chemnitz bzw. Karl-Marx-Stadt öffnen sie auch neue Türen des Patriotismus – das kommt an.
In den Leserumfragen des Musikmagazins INTRO kommen vier Songs der Band unter den 50 Besten des Jahres 2012. Gewinner: „Songs für Liam“. Und, wer hätte es gedacht, Album des Jahres 2012 ist: „Mit K“ von Kraftklub. Kurz vor Hipstergrößen wie The XX oder Mumford & Sons.
Ebenso erfreulich ist, dass sich das Chemnitzer „Atomino“ auf Platz 3 der beliebstesten deutschen Clubs geschoben hat – vor dem renommierten Berliner Berghain oder dem Frankfurter Cocoon. Zufall?
Nein! Auch wenn vieles außerhalb der Öffentlichkeit geschieht, hat sich die graue Stadt eine kleine aber feine Musikszene erarbeitet. In Örtlichkeiten wie dem Weltecho oder dem besagtem Atomino werden nicht nur Mainstreammusikstücke geboten, sondern auch unbekannte, zum großen Teil unkommerzielle Klänge. Eine feine Sache.
Fazit: Klar hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Die Entwicklung ist erfreulich, man sollte sie allerdings nicht überbewerten. Bis man von einer blühenden Chemnitzer Musiklandschaft reden kann – die Aussichten dafür stehen nicht schlecht – werden wohl noch einige Jahre ins Land gehen. Und wer weiß: Vielleicht mausert sich das triste Chemnitz irgendwann einmal von der Industrie- zur Musikstadt…