Das Chemnitzer Verkehrsunternehmen CVAG tut wieder einmal alles, um sich bei den Kunden unbeliebt zu machen – vor allem den Studenten. Die Straßenbahnlinie 2, die den uninahen Stadtteil Bernsdorf mit dem Hauptbahnhof verbindet, soll ab dem 16. Juni genau das nicht mehr tun. „Endhaltestelle“ wird dann die Brückenstraße sein. Von dort aus wechselt die Tram zur Linie 1, die nach Schönau fährt. Viele sind über diesen Schritt empört, wirbt der Chemnitzer ÖPNV doch mit einem renovierten Hauptbahnhof inklusive neuer, teurer Tram-Anbindung.
Stellt euch vor Europäische Union, Bund sowie der Freistaat Sachsen geben insgesamt 32,5 Mio. Euro für die erste Stufe der Modernisierung des Hauptbahnhofs aus (inklusive Tram-Durchfahrt) und dann verkehrt die eigene Linie nur noch bis zur Zentralhaltestelle. Eigentlich unvollstellbar, aber ab 16. Juni Realität. Zumindest in Chemnitz.
Das Zauberwort heißt dabei „Chemnitzer Modell“. Züge sollen in Zukunft in das Stadtzentrum fahren können und umgekehrt Straßenbahnen in den Hauptbahnhof. So weit, so gut. Seit Februar 2013 fuhren auch die Trams der Linien 522 (Stollberg) sowie 2 (Bernsdorf) in den Bahnhof ein und auch ich war vom bequemen Umsteigen angetan. Ab Mitte Juni nun ist die erste Stufe abgeschlossen und die Bahnen fahren eine Schleife.
Das wäre natürlich alles schön und gut, wenn dieser Abschluss nicht mit einem Fahrplanwechsel verbunden wäre und so die hochfrequentierte Studentenlinie 2 kurzerhand bis zur Zentralhaltestelle zurückgestutzt wurde. So muss dort in die Linie 4 umgestiegen werden, um zum Hauptbahnhof zu gelangen – das soll also Fortschritt sein?!
Natürlich machte auch der Student(innen)rat der TU Chemnitz gegen das Vorhaben mobil, doch die Klagen stießen zum Großteil auf taube Ohren. Leider. „Dem StuRa liegen schon unzählige Beschwerden von Studentinnen vor, die den drohenden Verlust der direkten Anbindung zum Innenstadtcampus und Hauptbahnhof beklagen. Ein nicht unerheblicher Teil der Studentinnen der TU Chemnitz kommt nicht aus dem direkten Chemnitzer Umland und ist auf einen zügigen Transfer zur Heimfahrt angewiesen, um trotz der mangelhaften Zuganbindung von Chemnitz den Heimweg in angemessener Zeit bewältigen zu können“, so Referent für Verkehr Bernd Hahn. Auch für die zahlreichen Senioren und Rentner in Bernsdorf ist das Umsteigen mit zusätzlichen Strapazen verbunden.
Hoffentlich lassen sich Stadt und Verkehrsbetriebe noch eine Lösung einfallen, die alle Parteien verträglich stimmen wird. Denn in Zeiten von Marketingaktionen à la „Die Stadt bin ich!“ ist eine Einbeziehung der Chemnitzer Bürger in Entscheidungsprozessen durchaus von Vorteil – ansonsten kann der Schuss schnell nach hinten losgehen.