Herbstzeit ist Wanderzeit. Und was bietet sich hier im Sachsenlande besser an als ein Abstecher in die Sächsische Schweiz. Da ich ein paar Tage Urlaub hatte, ging es zur allseits bekannten Bastei, die ich vor mehr als 14 Jahren das letzte Mal besuchte. Doch die Idee hatte ich nicht allein. Von entspannt menschenfreien Stunden in der Natur kann heute nicht mehr die Rede sein.
Das Elbsandsteingebirge, im Volksmund Sächsische Schweiz genannt, zählt zu den Perlen meines Heimat-Bundeslandes Sachsen. Südöstlich der Landeshauptstadt Dresden gelegen, ist sie durch ihre charakteristisch schroffen Sandsteinfelsen ein beliebtes Ausflugsziel für Naturliebhaber, Wanderer und Kletterer. Ein besonderer Touristen-Hotspot ist dabei die Basteibrücke – ein Jahrhunderte altes Bauwerk mit herrlicher Aussicht auf das Umland. Als Kind war ich das letzte Mal da und hatte nur vage Erinnerungen an die Gegend. Bewaffnet mit meiner Kamera wollte ich einmal mehr die traumhafte Natur – quasi auf den Spuren der Kindheit – erkunden.
Über die Südseite der Elbe sollte es über Pirna und Struppen zum Kurort Rathen gehen. Das Fahrzeug wurde auf dem oberen Parkplatz abgestellt und mit der Fähre hinüber zum hübsch hergerichteten Städtchen gefahren. Es war 10 Uhr und ich merkte schon da: Die Zeiten, in denen man entspannt empor wandern konnte, sind vorbei. Mit der ein oder anderen Fotopause ging es hinauf zur Steinbrücke. Gemeinsam im Pulk mit Dutzenden Touristen. Entspannt ist etwas anderes.
Hinzu kommt der immer populärer werdende Selfietrend. Jeder versuchte den besten Schnappschuss von sich und der Aussicht zu ergattern; Genuss war und ist da ein Fremdwort. Klar könnte man einhaken und sagen, die Hobby-Fotografen tun ja nichts anderes. Doch die Selbstinszenierung hat mittlerweile einen so egoistischen Grad erreicht, dass sich Personen vordrängeln um exponierte Stellen für sich zu vereinnahmen und nur wenig Rücksicht auf Mitmenschen insbesondere Familien nehmen. Eine Art Ellenbogengesellschaft um die schönsten Selfies.
Fernab der Touristenautobahnen ist Ruhe
Etwas geruhsamer ging es anschließend über Rathenwalde, Hohnstein und der markanten Felsformation “Lokomotive” zurück über den Amselsee in den Kurort Rathen. Dort lohnt sich besonders der Aufstieg zur “Kleinen Bastei”. Gerade einmal zwei Menschen traf ich auf den Weg dahin und man kam schön ins Gespräch. Am Ausblick selbst ist man nahezu allein.
Mit Sonnenuntergang ging es dann wieder erschöpft und mit gemischten Gefühlen hinüber zum Parkplatz. Was macht dieser Massentourismus mit dem Naturschutzgebiet? Und vor allem wie viele Menschen wird diese Region noch aushalten können? Ich entschied für mich in Zukunft wieder auf die weniger bekannten Routen auszuweichen. Dort wo man auch von all dem Menschentrubel abschalten und die Natur auch wirklich genießen kann.