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Android Wear im Alltagstest.

Das Jahr 2014 hat eine Reihe von technischen Innovationen gebracht. Unter anderem wurde die Entwicklung der sogenannten Wearables vorangetrieben: Google veröffentlichte im März mit Android Wear einen entsprechenden Ableger seines mobilen Betriebssystems und eine Reihe von Herstellern präsentierten intelligente Geräte. Anfang September stellte LG auf der IFA in Berlin die schmucke G Watch R vor, die schon da mein Interesse weckte. Ob das Gadget wirklich praxistauglich ist, sollte nun ein Alltagstest zeigen.

Was mir gut gefällt

Die ersten Smartwatches hat vor allem eines gemeinsam: das quadratische Display. Für die Hersteller war das die einfachste, aber auch preiswerteste Möglichkeit Inhalte anzuzeigen – doch nicht unbedingt die schönste. Im Sommer kam dann Motorola mit dem ersten runden Gadget auf den Markt, der Moto 360. Das Design überzeugte zwar, allerdings trug die Uhr auf einem zierlichen Arm stark auf und wirkte globig. LG war dann der zweite Elektronikhersteller, der mit der G Watch R ein rundes Modell entwickelte, die sogar an einem dünnen Arm vertretbar aussieht. Natürlich ist Design Geschmackssache, persönlich finde ich die G Watch R allerdings als das schönste, was die Elektronik-Riesen aktuell zu bieten haben.

Die Einrichtung einer Android-Smartwatch geht immer gleich von statten. Zuerst sollte man auf seinem Mobiltelefon die zugehörige App aus dem Play Store installieren. Die Verbindung wird dann mittels Pairing-Code via Bluetooth hergestellt. Wie auch bei den Android-Smartphones führt Google seine Nutzer zu Beginn durch ein kleines lehrreiches Tutorial, das die Wischgesten und grundlegende Steuerungselemente vermittelt. Bereits nach wenigen Sekunden ist die Wearable dann einsatzbereit – top!

Zu Beginn begrüßt uns ein schmuckes analoges Uhrenblatt, das neben der Zeit auch Datum und Akkuladezustand anzeigt. Durch ein langes Tippen kann aus knapp 30 auf der Smartwatch verfügbaren „Watch Faces“ gewählt werden. Ob analog oder digital, minimalistisch oder effektvoll – für jeden dürfte sich etwas finden lassen. Und wenn nicht, dann steht im Play Store eine riesige Auswahl an kostenlosen, aber auch kostenpflichtigen Watch Faces zur Verfügung. Mittlerweile gibt es auch eigene Konfigurations-Apps wie WatchMaker mit der komplett eigene Oberflächen kreiert werden können.

Wetteranzeige mit der LG G Watch R

Hauptbestandteil der Software ist Google Now. Der Dienst, der vielen bereits von den Android-Smartphones bekannt sein dürfte, zeigt auf der Uhr alle wichtigen Daten an. Per Wisch nach oben oder unten kann zwischen den verschiedenen Karten gewechselt werden. So kann man unterwegs schnell einen Blick auf bevorstehende Termine, eingegangene Mails und Nachrichten oder der aktuellen Wetterlage werfen ohne das Telefon aus der Tasche zu holen – sehr komfortabel.

Auch für Fitnessfreaks bietet Android Wear einige tolle Funktionen. Unter anderem können die aktive Tageslaufzeit, zurückgelegte Schritte und Höhenmeter sowie die Pulsfrequenz gemessen werden. Diese Informationen gleicht das System mit der Google Fit-App ab und der Nutzer erhält einen detaillierten Überblick über seine körperlichen Aktivitäten. Ebenso gut können die gesammelten Daten mit Fitness-Apps wie Runtastic verwendet werden.

Pulsmessung mit der LG G Watch R

Doch eine androide Smartwatch hat nicht nur Informationscharakter. Auf erhaltene WhatsApp-Nachrichten kann per Shortcut geantwortet werden – „Ok“, „Ja“, „Nein“ oder beispielsweise „Komme später“ können ohne direkten Kontakt mit dem Smartphone gesendet werden. Längere Antwortnachrichten können per integriertem Mikrofon und Sprachansage verfasst werden.

Apropos Sprachansage. Selbstverständlich kann mit der LG G Watch R auch der Sprachbefehl „Ok Google“ genutzt werden. Dann fühlt man sich etwas wie in Star Trek. Keine Eieruhr in der Nähe? Kein Problem, per „Ok Google – Timer auf 10 Minuten“ kann schnell ein Countdown programmiert werden. Oder: „Ok Google – Notiz an mich: Brot besorgen“ erweitert schnell und unkompliziert den Einkaufszettel. „Spiele Musik“ öffnet hingegen den Musik-Player und shuffelt beliebige Songs.

Musiksteuerung mit der LG G Watch R

Dabei wird auf der smarten Uhr Titel, Künstler als auch das hinterlegte Cover angezeigt. Die Steuerung als auch Lautstärke-Regelung kann ebenfalls über die Smartwatch ausgeführt werden. Smartphone-Knipser dürfte der Fernauslöser Freude bereiten: Über Googles eigene Kamera-App muss dann kein Selbstauslöser programmiert werden – das erledigt ein Fingertipp auf dem Bluetooth-Gadget.

Was mir (noch) nicht gefällt

Das größte Manko der smarten Helferlein dürfte wohl die Akkulaufzeit sein. Mit durchschnittlich zwei Tagen hält das 410 mAh starke Modul der LG G Watch R nicht wirklich lang. Auch das optionale Ausschalten des Displays brachte keine deutliche Verbesserung. Hinzu kommt, dass auch das verbundene Smartphone drastisch an Akkulaufzeit verliert: Um 30 Prozent kürzere Nutzungszeiten sind keine Seltenheit (HTC One M7).

Wear Mini Launcher in Aktion

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Steuerung der Uhr. In der Öffentlichkeit spielt sich viel über das Touchdisplay ab und weniger über die sehr gute Sprachsteuerung. Leider sind Menüs ziemlich versteckt und installierte Apps lassen sich nur über einen überflüssigen Zwischenschritt starten. Eine der ersten Installationen sollte deshalb der Wear Mini Launcher sein. Er bringt eine Art App Drawer auf die smarte Uhr, der durch einen Wisch nach rechts angezeigt werden kann und so einen Überblick über installierte Anwendungen gibt.

Wenn denn unterstützte Apps installiert sind. Die Auswahl vergrößert sich zwar täglich, das Angebot ist jedoch mehr als überschaubar. Etwas mehr als ein Dutzend wirklich brauchbarer Anwendungen gibt’s derzeit, wie Evernote, IFTTT, Runtastic, Bunting (Tweets absetzen) oder einen Taschenrechner. (Eine tolle Zusammenstellung gibt’s im Übrigen bei AndroidPIT.)

Taschenrechner auf der LG G Watch R

Dass das mobile Betriebssystem sehr neu ist, merkt man auch an den zahlreichen Abstürzen, die ich im Testzeitraum verzeichnen musste. Ohne ersichtlichen Grund schließen sich geöffnete Menüs und Anwendungen – schnell findet man sich auf dem „Home Screen“ wieder. Hält man den Kaufpreis von 269 Euro* im Hinterkopf sind diese Dinge mehr als ärgerlich.

Fazit

Mit Android Wear geht Google mit der Zeit und bringt vor Konkurrent Apple ein mobiles Betriebssystem auf dem Markt. Doch zu welchem Preis? Wie so oft dient der Kunde in erster Linie als Versuchskaninchen, der Fehler erkennen und melden soll. Schade, denn das Grundgerüst stimmt und die Funktionsvielfalt gefällt. Besonders im Fitnessbereich sind die kleinen Helferlein eine feine Sache und werden in Zukunft sicher eine große Rolle spielen – Stichwort: Krankenversicherung.

Und so ist die LG G Watch R* besonders für hippe Early Adopter interessant, die nicht auf neueste Entwicklungen verzichten können. Alle anderen sollten noch warten bis Google nervige Kinderkrankheiten (Abstürze etc.) beseitigt hat und Softwareentwickler bessere Anbindungen implementieren. Denn hardwareseitig ist das Gadget des südkoreanischen Herstellers ein feines Stück Technik. Wer hätte vor ein paar Jahren noch gedacht, dass auf wenigen Quadratzentimetern ein 1,2 GHz Dual-Core-Prozessor, 512 MB RAM, 4 GB interner Speicher sowie ein runder 1,3 Zoll P-OLED Platz finden?

Ich bin gespannt, wie es im Jahr 2015 weitergeht und welche Innovationen wir dann erwarten können. Bei dieser Gelegenheit möchte ich euch und euren Lieben einen tollen Start in ein hoffentlich erfolgreiches und gesundes neues Jahr wünschen! Wir lesen uns sicher bald wieder…

Ach so, meine obligatorische Frage: Wie gefällt euch Android Wear und im speziellen die LG G Watch R? Welche Funktionen würdet ihr in Zukunft gern in den Wearables sehen wollen?

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