Sie haben es geschafft. Die Basketballmannschaft der Niners Chemnitz haben den FIBA Europe Cup gewonnen. In einem packenden Final-Rückspiel verloren sie zwar, allerdings machte der Sieg im Hinspiel das Ergebnis wett. Um einen einzigen Punkt. Grund genug dem offiziellen Empfang am Sonntag, den 28. April im Rathaus Chemnitz einen Besuch abzustatten. Einige Eindrücke von der frenetischen Willkommensparty.
Auch Chemnitz kann Balkonfeiern
Es ist Sonntag 15 Uhr. Auf dem Marktplatz in Chemnitz fährt unter Polizeieskorte ein auffällig beklebter Mannschaftsbus vor. Es ist der Bus der Niners Chemnitz, der deutschen Basketball-Überraschung des Jahres. Tausende Fans jeglichen Alters begrüßen ihn und bejubeln den Ausstieg der Jungs um Trainer Rodrigo Pastore. Vier Tage zuvor haben sie Geschichte geschrieben: Erstmals konnten sie in einem packenden Finale den Europa-Pokal gewinnen. Nun schreiben sie sich in das Goldene Buch der Stadt Chemnitz ein, in denen auch Sportler wie Aljona Savchenko und Robin Szolkowy verewigt sind. Den Pokal im Gepäck führte der Weg zuerst in die heilige Räume der Stadt.
Währenddessen füllt sich der Platz immer weiter. Von allen Seiten strömen Fans herbei, um die Mannschaft und Betreuer:innen herzlich zu begrüßen und zu feiern. Aus den eigens aufgebauten Lautsprecherboxen wummern Hip-Hop-Klänge. Immer wieder stimmen die Menschen Jubelgesänge an, vom Balkon heizen Hallensprecher Daniel Pfaff und Pressesprecher der Stadt Chemnitz Matthias Nowak weiter ein. In kurzer Zeit werden Chöre eingeübt, während im Inneren des Rathauses die Stifte kritzeln. Die Stimmung ist ausgelassen und viele Fans lassen die letzten Tage Revue passieren. Kaum zu glauben, dass diese Mannschaft noch vor vier Jahren in der 2. Bundesliga spielte.
Nach etwa 30 Minuten ist es soweit: Hinter Ministerpräsident Michael Kretschmer und Oberbürgermeister Sven Schulze betritt das gesamte Team der Niners den Balkon des Rathaus Chemnitz. Unter frenetischen Jubel präsentieren sie den Pokal, der so viel Schweiß und Arbeit gekostet hat. Der Queens-Song „We are the Champions“ wird angestimmt. Die Szenerie erinnert an die legendären Meisterfeiern des FC Bayern München. Unfassbar ein solches Gefühl in der Kulturhauptstadt 2025 Chemnitz zu erfahren. Kapitän Jonas Richter, ein Chemnitzer Urgewächs, findet kaum Worte für diesen goldenen Empfang in der warmen Frühlingssonne: „Der Pokal ist für Chemnitz, er ist für euch!“ Trainer Rodrigo Pastore schürt sogar Hoffnung für weitere Trophäen: „Das war der erste, aber nicht der letzte!“. Es stehen ja noch die Playoffs in der Basketball-Bundesliga an.
Die Niners Chemnitz und das Bad in der Menge
Der Gruß von oben herab sollte jedoch nicht das einzige Aufeinandertreffen zwischen Spielern und Fans bleiben. Denn so bodenständig und nahbar wie die Korbleger in den letzten Jahren agierten, zeigen sie sich auch an diesem Sonntag nach dem Pokalgewinn. Für Fotos und Autogramme geht es für die Profis hinunter auf den Chemnitzer Marktplatz. Immer dabei: die silberfarbene Trophäe. Die Menge tobt als Jonas Richter ein orangefarbenes bengalisches Feuer zündet. Deutlich mehr Zeit als geplant nehmen sich die Spieler für Fans und erfüllen nahezu alle Autogramm- und Fotowünsche.
Nach etwas mehr als zwei Stunden ausgelassener Feierstimmung betreten die sichtlich erschöpften Niners den Mannschaftsbus. Umringt von allerhand Menschen macht er sich unter Polizeischutz auf den Weg zurück ins Hotel. Nach anstrengenden Wochen tut Regeneration gut, denn das nächste Spiel am Mittwoch wartet schon. Ich bleibe begeistert zurück von einem meisterhaften Empfang mit einer außergewöhnlichen Nahbarkeit der Spieler. Und einem überaus emotionalen Sport mit einer friedlichen und toleranten Fankultur, die weit über die Ländergrenzen hinweg für eine besondere Strahlkraft für die Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 sorgen könnte. Wünschenswert wäre es.