Seit etlichen Jahren bin ich bin großer Fan des öffentlich-rechtlichen Runkfunks. Zumindest wenn es um Reportagen und Dokumentationen geht. Inhalte sind sehr gut recherchiert und aufwendig aufbereitet. FIktionale Filme und Serien habe ich bis 2019 nur spärlich konsumiert. Dann kam mit dem “Erzgebirgskrimi” eine neue Spielfilmreihe, die mit starken Bildern und packenden Geschichten aus meiner Heimat zu begeistern wusste und weiß. Die Premiere des zwölften Ablegers im Metropol Chemnitz durfte ich mir deshalb nicht entgehen lassen. Einige Eindrücke eines außerordentlich aufregenden Abends.
Seit fünf Jahren auf den Spuren von Tradition und Mo[r]derne
Vor dem altehrwürdigen Kino Metropol hat sich bereits eine lange Schlange gebildet, als ich das Lichtspielhaus um 19.30 Uhr erreiche. Etwas überrascht stelle ich mich mit Dutzenden anderen Fans an, die aus allen Himmelsrichtungen zur Zwickauer Straße 11 strömen. Der Hype kommt nicht von ungefähr, spielt der „Erzgebirgskrimi“ doch in dieser sagenumwobenen, von Traditionen durchzogenen Region, meiner Heimatregion. Mehr als fünf Jahre ist es mittlerweile her, dass die erste Folge „Der Tote im Stollen“ über die Mattscheibe flimmerte. Seitdem schauen zwischen sechs und acht Millionen Menschen die bildgewaltigen Filme mit Kriminalhauptkommisar:in Karin Szabo und Robert Winkler.
Mittlerweile hat die erste Vorstellung ihr Ende gefunden und das Publikum strömt nach draußen. Die Schlange bewegt sich. Langsam kommen wir dem Eingang näher. Dort werden die Tickets gescannt und bedruckte Goodie-Becher mit einem Jute-Beutel des Filmfestivals „Schlingel“ und einem Freiticket für selbiges ausgegeben. Denn dank „Oberschlingel“ Michael Harbauer findet bereits zum zweiten Mal diese besondere Kino-Premiere statt. Im Inneren angekommen, bildet sich an der Snack- und Getränkeausgabe bereits die nächste Warteschlange. Der Ansturm ist an diesem Tag so groß, dass die Popcorn-Vorräte bereits zur Neige gegangen sind. Immerhin kann ich eine Portion Nachos mit Käse und eine köstliche Kulturmische ergattern. Indessen hat sich der Saal gefüllt. An diesem Tag werden die 300 Sitze bis auf den letzten Platz besetzt sein.
In Vorfreude nehme ich neben meinen Freunden den Klappsessel ein. Es dauert auch nicht lang, als der Gong ertönt. Neben der Chefin des Kino Metropol Maret Wolff betreten Schlingel-Chef Michael Harbauer sowie die Schauspieler:innen Masha Tokareva, Teresa Weißbach und Kai Scheve die Bühne. Vor allem letztere werden mit frenetischem Applaus begrüßt, sind sie doch gern gesehene Kinder der Region. Mit motivierenden Worten über die Schönheit der Stadt Chemnitz und deren Potenzial entlassen sie uns in den 90-Minüter.
Kriminelle Konflikte in der Kulturhauptstadt Chemnitz
Im Zentrum des neuen „Erzgebirgskrimi“ steht der Mord der fiktiven Musikpädagogin Marianne Bach (Corinna Kirchhoff), die im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres alte und neue Schüler:innen in einem Orchester vereint. Eine Woche vor der Premiere wird sie tot aufgefunden. Ermittlungen führen Kommissar Winkler in die Musikschule. Unter den Schüler:innen trifft er unter anderen die Försterin Saskia Bergelt (Teresa Weißbach), die Gerichtsmedizinerin Dr. Kulikova (Masha Tokareva), den Orchesterdirigenten Florian Messerschmidt (Alexander Beyer) und den vielversprechenden jungen Syrer Faris Massoud (Mido Kotaini).
Kommissar Winkler stößt auf eine Geschichte aus der DDR-Zeit: Marianne Bach, einst selbst Schülerin der Musikschule in der damaligen Karl-Marx-Stadt, war nach dem Studium als Lehrerin wieder an die Schule zurückgekehrt. Sie galt als unangepasst, unkonventionell, fast rebellisch.
Bach veranstaltete mit ihren Schülern illegale Konzerte und feierte so manche wilde Party mit ihnen in ihrer heruntergekommenen Wohnung auf dem Kaßberg. Unter diesen Schülern war auch Messerschmidt – in den Augen Marianne Bachs ein Wunderkind und zu Höherem berufen, als ihr selbst beschieden war. Sie förderte und forderte ihn unnachgiebig.
Marianne Bach verliebte sich in ihren Schüler und der Schüler sich in seine Meisterin. Sie begannen neben der Ausbildung ein Liebesverhältnis. Das war der äußere Anlass für Musikdirektion und Partei, die Klasse der Bach und damit Träume und Hoffnungen auf ein freieres Leben zu zerschlagen. Wunden wurden zugefügt, die bis heute nachwirken. (Angabe: ZDF) Vor allem die imposanten Außenaufnahmen der Stadt, zum Teil per Drohne, gefallen. Sie zeigen einmal mehr, dass die drittgrößte Stadt Sachsens auch schöne Seiten hat. Aber mehr möchte ich nicht verraten.
Exklusive Einblicke in die Produktion des „Erzgebirgskrimi“
Nachdem der Vorhang gefallen ist, erlauben neben den Schauspieler:innen die Produzenten Rainer Jahreis und Clemens Schaeffer sowie Drehbuchautor Thomas Kirchner einen Einblick in die aufwendige Produktion. Auf Anweisung der obersten ZDF-Programmriege wurde Jahre vor der ersten Ausstrahlung eine geeignete Region für einen neuen ostdeutschen Krimi gesucht. Bis dato nur in Reportagen und Dokumentationen thematisiert, fiel die Wahl auf das geheimnisvolle Erzgebirge. Es folgten zahlreiche Besuche und Location Scouts suchten visuell imponierende Schauplätze. Das Drehbuch zur ersten Folge „Der Tote im Stollen“ entstand.
Mit jeder Folge tauchten die Verantwortlichen tiefer in die Mysterien und Eigenheiten der Region ein. Bereits acht Drehbuchautoren ließen sich in den zwölf Folgen vom traditionellen Handwerk, der zukunftsweisenden Forschung, den angsteinflößenden Sagen und politischen Entwicklungen inspirieren. Besonders spannend waren für mich die Dreharbeiten an der sechste Episode „Tödliche Abrechnung“ an meiner Arbeitsstätte, dem MERGE-Laborgebäude der TU Chemnitz. Zwei Drehtage im August 2021 wurden für zwei Sendeminuten aufgewendet. Ein großer Schotterplatz fungierte für mehrere Dutzend Mitarbeitende als Base Camp mit Masken-Trailer und Catering. Wege mussten freigehalten, Fahrzeuge umgeparkt und sogar komplette Räume farbig gestrichen werden. Da ist es kaum verwunderlich, dass eine einzelne Folge aktuell mit 1,75 Millionen Euro zu Buche schlägt.
Das Konzept geht auf. Denn der Andrang ist auch an der Foto-Wand ungebrochen. Zahlreiche Fans sind auf der Jagd nach einem Selfie mit ihrem Idol. Glückselig machen sich nach einem erlebnisreichen Abend alle auf den Weg nach Hause. In Vorfreude auf die nächsten Episoden, die in den kommenden Monaten vorrangig in der Region um Annaberg-Buchholz gedreht werden sollen. Die neue Folge aus der Kulturhauptstadt Europas 2025 Chemnitz ist ab dem 19. April um 10 Uhr in der Mediathek des ZDF verfügbar, die TV-Premiere ist für den 26. April 20.15 Uhr geplant.
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Teaser: ZDF/Hardy Spitz
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