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Sterben in Karl-Marx-Stadt: Auf dem Geheimkonzert von Kraftklub.

Die Chem­nit­zer Band Kraft­klub weiß sich zu insze­nie­ren. Ihre Spe­zia­li­tät sind dabei gehei­me Spon­tan­kon­zer­te. Der neu­es­te Coup fand in ihrer Hei­mat­stadt Chem­nitz vor der beein­dru­cken­den Kulis­se des maro­den Schau­spiel­hau­ses statt. Zur blauen Stunde kün­dig­ten sie ihr neues Album „Ster­ben in Karl-Marx-Stadt“ sowie die zuge­hö­ri­ge Tour an. Einige Ein­drü­cke einer wilden Stunde.

In 60 Stunden zum Geheimkonzert

Es ist Montag als Hoch über der Chem­nit­zer Stadt­hal­le der erste kryp­ti­sche Hin­weis erscheint. In großen roten Let­tern ver­kün­det eine über­di­men­sio­na­le Kran-Instal­la­ti­on „Ster­ben in Karl-Marx-Stadt“. Dar­un­ter ein Count­down mit der Ziel­zeit auf Mitt­woch 21.15 Uhr. Das Inter­net spe­ku­liert wild. Doch die fünf Jungs aus Chem­nitz stehen schon jetzt im Mit­tel­punkt der Ver­mu­tun­gen. Am Mitt­woch­mor­gen ist der Kran dann ver­schwun­den. Fällt die Spon­tan­ver­an­stal­tung dem Regen zum Opfer?

Nur wenige Stun­den später taucht der omi­nö­se Count­down am ehe­ma­li­gen Schau­spiel­haus auf. Über dem Schrift­zug pran­ken nun die Buch­sta­ben der Chem­nit­zer Band Kraft­klub. Und noch mehr pas­siert. Eine kleine Bühne wird auf­ge­baut, Ton­tech­nik ver­ka­belt. Alles deutet auf ein Gue­ril­la-Kon­zert der Band an, um die es seit einem Jahr ruhig gewor­den ist. Pünkt­lich zum Kul­tur­haupt­stadt­jahr scheint es jetzt Großes zu geben.

Kraftklub begeistert Tausende vor dem Schauspielhaus

Etwas spät errei­che ich etwa eine Stunde vor Kon­zert­be­ginn das Areal. Die Flä­chen sind inzwi­schen gut gefüllt. Tau­sen­de Men­schen fie­bern dem ent­ge­gen, was da auch immer auf dem klei­nen Podest und dem Unter­stand pas­sie­ren wird. Der Count­down zählt unauf­hör­lich runter, die Span­nung steigt. Wenige Minu­ten bevor die Uhr auf Null zählt, betre­ten zwei Dut­zend Sänger:innen das kleine Vor­dach des Schau­spiel­hau­ses. Ein impo­san­tes Bild.

Es ist Punkt 21.15 Uhr als die fünf Musi­ker die Bühne betre­ten. Zeit­gleich wan­delt sich das Dis­play und ver­kün­det mit „28.11.2025“ das Release­da­tum des neuen Albums. Die erste Single-Aus­kopp­lung „Schief in jedem Chor“ erklingt. Schnell gröhlt die Menge mit. Schon beim zwei­ten Song „Fahr mit mir (4x4)“ tun sich die ersten Mosh-Pit-Kreise auf. Es folgen Klas­si­ker wie „Chemie Chemie Ya“, „Songs für Liam“ oder „Schüs­se in die Luft“. Apro­pos Luft: Die brennt spä­tes­tens bei „Ran­da­le“, als ein Groß­teil des Publi­kums keine Hem­mun­gen mehr kennt und wild tanzt. Ben­ga­li­sche Feuer brennen.

Zeit für ernste und schiefe Töne

Zwi­schen­durch werden auch ernste Töne ange­stimmt. So nimmt Felix Kummer Stel­lung zu den kul­tu­rel­len Kür­zun­gen im Chem­nit­zer Stadt­haus­halt. Dem Rot­stift soll unter ande­rem die Sanie­rung des maro­den Schau­spiel­hau­ses zum Opfer fallen. Die Band soli­da­ri­siert sich mit einem Akti­ons­bünd­nis, das vor eini­gen Wochen das Gebäu­de besetz­te und kur­zer­hand ein eige­nes Pro­gramm auf die Beine stell­te. In Zeiten wie diesen ist die Strei­chung kul­tu­rel­ler Mittel Gift für die Demo­kra­tie. Applaus bran­det auf. Schön, dass die Band ihre Reich­wei­te nutzt, um über­re­gio­nal Auf­merk­sam­keit für diesen Miss­stand zu schaf­fen. Und eine groß­ar­ti­ge Kulis­se ist das Gebäu­de allemal.

Auch Songs aus dem letz­ten, 2022 erschie­ne­nen Album „Kargo“ erklin­gen wäh­rend des 45 Minu­ten langen Gigs. Abschlie­ßend singen die fünf Chem­nit­zer Jungs die neue Single „Schief in jedem Chor“ gebets­müh­len­ar­tig in die Gehirn­win­dun­gen des Publi­kums. „Oh, oh, oh, ich singe schief in jedem Chor“. Ein Titel über die Non­kon­for­mi­tät und Rebel­li­on. Die klas­si­sche Kraft­klub-Atti­tü­de also. Wie­der­ho­lung um Wie­der­ho­lung erschallt. Hier­bei wird klar, dass der Song auch bei der kom­men­den Tour in 2026 als Stim­mungs­ga­rant gelten dürfte. Mitt­ler­wei­le ist es 22 Uhr als die Band das Podium ver­lässt. Leider ver­hallt der Ruf nach Zugabe uner­hört im Park. Dafür geht wohl jeder mit Vor­freu­de auf die nächs­ten Songs nach Hause.

Freust Du dich auf das neue Album? Und wirst Du eines der Kon­zer­te besuchen?


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