Als Technik-Fan ist die IFA in Berlin eine der spannendsten Messen, die es hierzulande gibt. In den letzten Jahrzehnten hat sie sich von der angestaubten „Internationalen Funkausstellung“ zur modernen „Innovation for all“ weiterentwickelt. Themen wie Künstliche Intelligenz, Heimautomatisierung und individuelles Wohlbefinden bestimmen die Stände. Ich war in diesem Jahr wieder einmal vor Ort und verrate euch meine technischen Highlights.
Saug-Wisch-Roboter können Treppensteigen und Greifen
Aus vielen Haushalten sind Saug-Wisch-Roboter nicht mehr wegzudenken. Doch allzu oft erreichen sie beim Reinigen der vier Wände ihre Grenzen. Deshalb haben es sich die Hersteller zur Aufgabe gemacht den Funktionsumfang neuer Modellreihen innovativ zu erweitern. So präsentiert das chinesische Unternehmen Anker erste Bilder des Eufy Marswalker. Dabei handelt es sich um ein Addon der etablierten Saugroboterserie, die das Überwinden von Treppen ermöglicht. Damit soll in Zukunft ein einzelner Roboter ein mehrgeschossiges Haus reinigen können. Doch damit ist das Unternehmen nicht allein.
Beim Platzhirsch Dreame gibt es Ähnliches zu sehen. Die Nummer 1 in Deutschland zeigt aber nicht nur den Prototypen des Cyber X, der mühelos sechs Stufen erklimmt. Auf dem Messestand gibt es auch eine intelligente Wischmob-Wechselstation für verschiedene Untergründe sowie ein Inline-Reinigungssystem für die Wischrollen der Nasssauger zu sehen. Echte Gamechanger. Dazu zählt auch der Dreame Cyber10 Ultra. Er besitzt einen innovativen Greifarm, der nicht nur Gegenstände bis 500 Gramm, sondern auch einzelne Putzwerkzeuge aufnehmen kann. Durch das Multi-Tool-System werden auch die letzten Ecken zwischen Möbeln sauber. Stark!
Digitale Helferlein pflegen Garten, Hof und Pool
Auch im Bereich der intelligenten Mähroboter gibt es einen regelrechten Boom: Sie sprießen aus dem Boden wie Pilze. Zudem werden sie immer leistungsfähiger. Chinesische Hersteller wie Roborock, Anker oder Dreame zeigen Modelle, die ohne mit dem Gummirad zu zucken steile Rampen bis 80 Prozent bewältigen und Hindernisse bis fünf Zentimeter überwinden. Dazu helfen stärkere Allradantriebe durch bessere Traktion. Zudem gibt es neue LiDAR-Sensorik und HDR-Kameras, die noch zuverlässiger den Garten kartiert und auch tierische Hindernisse erkennt. Diese werden zuverlässig umfahren. Dank neuer Ausrichtung der Messerscheiben sind nun genaue Schnitte entlang der Kanten möglich. Zu den Preisen und dem Marktstart schweigen sich die Hersteller allerdings noch aus.

Der amerikanische Hersteller Yarbo geht noch einen Schritt weiter und zeigt einen multifunktionalen Hofroboter. Der lässt sich mit verschiedenen Anbauteilen ausstatten: Je nach Jahreszeit findet ein Mähwerk mit Trimmer, ein Laubbläser oder eine Schneefräse Platz an der Antriebseinheit. Die Steuerung ist per Controller oder automatisiert per App möglich. Anders als bei den preiswerten Mitbewerbern besitzt das Vehikel auch ein Mobilfunk-Modul zur Vernetzung auf großen Grundstücken. Ferner hilft der Core dabei schwere Gegenstände über den Hof zu transportieren. Dafür steht eine Anhängerkupplung zur Verfügung. Damit eignet sich der Yarbo Hofroboter vornehmlich für Großgrundbesitzer:innen. Sie sollten dann auch das nötige Kleingeld mitbringen, denn mit allen Erweiterungen schlägt er mit 10.599 Euro zu Buche.

Einen Blick über den Beckenrand lohnt sich unter anderem bei chinesischen Unternehmen Aiper. Der Marktführer im Bereich smarter Poolroboter stellt auf der Berliner Technikmesse sein neuestes Modell, den Aiper Scuba V3 vor. Mithilfe einer integrierten Kamera und KI-Daten erkennt das Gadget 20 verschiedene Arten von Poolverunreinigungen wie feinen Sand und Schmutz bis hin zu Ästen und saugt sie ab. Für eine hohe Produktivität sorgt eine spezielle Gittermuster-Navigation. Dabei priorisiert der Aiper Scuba V3 Bereiche mit hohem Schmutzaufkommen und lässt saubere Bereiche bewusst aus. Der 7,5 Kilogramm leichte Poolroboter soll Anfang 2026 zu einem Preis von 1.099 Euro auf den Markt kommen.

Intelligenter Stromfluss sorgt für Kostenreduzierung
Weiterhin gewinnt das Thema Energieautarkie auf der diesjährigen IFA an Fahrt. Günstige Solaranlagen und große Speicher sind schon länger verfügbar. Doch dank Künstlicher Intelligenz schreitet die Vernetzung der einzelnen Systeme rasant voran. Das reduziert den Strombezug aus dem Netz. So zeigt Ecoflow mit Oasis ein sogenanntes Home Energy Management System (kurz: HEMS). In Zeiten geringen Verbrauchs und/oder niedrigen Preisen lädt der große Heimakku. Währenddessen erlaubt die Software auch das automatisierte Starten von energiehungrigen Haushaltsgeräten – etwa von Bosch oder Siemens.
Dabei reagiert das System nicht nur auf Stromfluss, sondern zieht auch um 90 Prozent genaue Prognosen zum tagesaktuellen Energieverbrauch und den erwarteten Sonnenstunden heran. Eine übersichtliche App mit anpassbaren Widgets fungiert als Infotafel und Schaltzentrale. Somit sollen sich die Kosten um bis zu 77,6 Prozent reduzieren lassen. Nebenher gibt’s ein kleines bisschen mehr Energieautarkie. Vielversprechend!

Sportliche Tools und Wearables verbessern Wohlbefinden und Fitness
Das individuelle Wohlbefinden spielt auch auf der IFA eine wichtige Rolle. Intelligente Technik soll dabei helfen das persönliche Optimum zu erreichen. Und das geht sogar beim sitzender Büroarbeit. SunLED zeigt mit dem SunBooster ein Nahinfrarotgerät, das sich einfach an Bildschirm oder Laptop montieren lässt. Drei Infrarot-LEDs mit einer Frequenz von 850 Nanometer spenden die in Sonnenlicht enthaltene Energie, um die psychische Gesundheit zu verbessern und Schläfrigkeit zu verringern. Zudem soll der SunLED SunBooster die Ruheherzfrequenz verringern und das Immunsystemstärken. Dank der geringen Stromaufnahme von vier Watt wird auch der Notebook-Akku nicht übermäßig belastet. Nach sechs Jahren Entwicklungszeit konnte das Produkt bereits etliche wissenschaftliche Studien mit positivem Ergebnis abschließen. Der Preis zum Marktstart im Oktober ist mit 199 Euro durchaus fair.

Einen Boom erleben gerade mit Sensoren versehene Ringe, die Gesundheitsdaten direkt auf das Smartphone senden. Der Hersteller RingConn stellt den ersten Smart-Ring vor, der Schlafapnoe erkennt. Temperatursensoren helfen zudem das Stresslevel einzuschätzen und zu reduzieren. Bei sportlichen Aktivitäten zeichnet das Gadget Streckenverlauf, Geschwindigkeit und Pulsfrequenz auf und berechnet so den Kalorienverbrauch. Mit 10 bis 12 Tagen ist die Akkulaufzeit länger als bei so mancher Smartwatch. Eine runde Sache!

Apropos rund. Noch einen Schritt weiter geht die Firma Amazfit, welche mit der T‑Rex 3 Pro eine robuste Uhr für Extremsportler:innen präsentiert. Mit ihr lassen sich nicht nur die mannigfaltigen Vitalwerte anzeigen und protokollieren, sondern auch Offline-Karten anzeigen und intelligent zu nächsten Ziel navigieren. Ein Smartphone ist dafür nicht nötig. Ferner bietet die Uhr eine Taschenlampe mit SOS-Funktion. Im Normalbetrieb soll der Akku bis zu 25 Tage durchhalten. Bei dauerhaft aktiviertem GPS sind immer noch 42 Stunden drin. Das hat allerdings auch seinen Preis: Die T‑Rex 3 Pro schlägt mit 399,99 Euro zu Buche. Ob sie das wert ist, teste ich in den kommenden Wochen.

Medizinische Geräte messen und analysieren Vitalwerte
Seit einem Jahrzehnt begeistert mich das französische Unternehmen Withings mit schicken, aber auch klinisch getesteten Produkten. Das neueste ist U‑Scan Nutrio. Dabei handelt es sich um einen smarten Urin-Tester, der seinen Platz in der Toilettenschüssel findet. Im Inneren des Gadgets befindet sich eine Kartusche mit 22 einzelnen Papiertests. Ein optischer Sensor wertet diese aus. Anschließend gibt es per App Tipps zum besseren Leben bis hin zu Ernährungsplänen. Der Anschaffungspreis von 349,95 Euro geht hinsichtlich des Know-Hows und der nötigen klinischen Tests in Ordnung. Teuer ist der regelmäßige Einsatz, denn jede Testkartusche kostet extra.
Günstiger ist da der Withings BeamO, ein Multi-Scan-Gerät für den Selbstgebrauch. Mit ihm lassen sich die eigenen Vitalwerte wie die Herzgesundheit, Körpertemperatur oder auch Lungenfunktion kontrollieren. Dank App-Anbindung können die Daten nicht nur protokolliert und verglichen, sondern auch an den Hausarzt übermittelt werden. Optional bietet Withings ein Premium-Abo an, in dem die Software einen Vitalitätsindex als auch Gesundheitsverbesserung-Score berechnet sowie einen regelmäßigen Cardio-Check-Up durchführt. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 249,95 Euro. Vor allem für Familien ist der Withings BeamO aufgrund des Multi-User-Layouts eine sinnvolle Anschaffung. Dann fällt auch der monatliche Abopreis von 9,95 Euro nicht allzu sehr ins Gewicht.
KI-Maschinen helfen beim Kreativsein
Auch für Makerszene hat die IFA in Berlin einiges zu bieten. Besonders interessant sind für mich natürlich die 3D-Drucker. Unter anderem zeigen Creality und Elegoo neue Produkte. Letztere präsentieren mit dem Jupiter 2 erstmals ihren innovativen Resin-Printer in Europa. Dabei wird flüssiges Harz durch eine UV-Lampe schichtweise ausgehärtet und ein Teil entsteht. Neu ist nicht nur ein fein auflösendes 14 Zoll großes 16K LCD-Display, das mit 20 x 26 Mikrometer kleinen Bildpunkten eine präzise Fertigung ermöglicht. Auch die Baudimensionen sind mit 30 × 16 × 30 Zentimetern beeindruckend. Um die Verarbeitung von anspruchsvollen Harzen zu ermöglichen, ist eine Tankheizung integriert. Der Marktstart soll Ende des Jahres sein. Zu den europäischen Preisen gibt es noch keine Informationen.

Ebenso mit ultraviolettem Licht arbeitet der EufyMake UV Printer E1. Doch mit ihm lassen sich nicht neue Teile fertigen, sondern individuell mit einem bis zu fünf Millimeter dicken Relief bedrucken. Das gelingt einfach mit vorhandenen Bilddateien, oder aber auch per Unterstützung der Künstlichen Intelligenz. Zum einen verfügt die Software über eine Textschnittstelle, die aus Beschreibungen eine Grafik erstellt. Zum anderen kann die KI aus mehreren Bildern ein allumfassendes Kunstwerk generieren, das anschließend auf Holz, Metall oder Acryl bunt gedruckt werden kann. Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft soll der EufyMake UV Printer E1 im Dezember auf den Markt kommen. Mit einem Preis von 2.499 Euro ist er allerdings kein Gadget für jedermann und jederfrau.

Noch eine Stufe professioneller (und auch teurer) ist die Graviermaschine xTool F1 Ultra. Sie erlaubt per 20 Watt Faser- sowie einem 20 Watt Diodenlaser das Gravieren von Gegenständen aus Holz, Acryl, Leder oder auch Metall. Eine KI-unterstützte Software hilft beim Entwerfen der Gravur. Das Rohteil wird anschließend auf der 22 x 22 Zentimeter großen Grundfläche abgelegt oder in eine Vorrichtung eingespannt. Danach erkennt eine verbaute Kamera die Positionierung des Objekts und richtet die Grafik entsprechend aus. Ferner detektiert die Software das Material und konfiguriert den Laser entsprechend. Für die Form der Individualisierung muss allerdings tief ins Portemonnaie gegriffen werden: Der Preis liegt bei 3.969 Euro.

Smarte Hörgeräte filtern Hintergrundlärm und übertragen Audio-Informationen
Wir alle werden älter und ein Großteil von uns wird sich früher oder später mit einem Hörgerät arrangieren müssen. Da ist es mehr als beruhigend zu wissen, dass auch deren Entwicklung stetig voran schreitet. Der dänische Hersteller GN Resound präsentiert auf der IFA das Vivia Hörgerät mit KI-Unterstützung. Ein spezieller DNN-Chip (steht für Deep Neural Network) filtert das Gesprochene von störendem Umgebungslärm. Der Lautsprecher gibt anschließend nur die wichtigen Informationen an den oder die Tragende:n weiter.
Trotz der kompakten Bauweise integriert der Hersteller eine Bluetooth-Funktion sowie Auracast-Unterstützung. Letztere ist besonders von Bedeutung beim Besuchen von Konzert- und Kinosälen oder an Flughäfen oder Bahnhöfen. Denn immer mehr private und öffentliche Einrichtungen setzen auf den Standard zur Ausstrahlung von Toninformationen. Gleichzeitig beträgt die Akkulaufzeit der ReSound Vivia 24 Stunden. Die Transportbox spendiert noch einmal drei volle Akkuladungen. Das Medizinprodukt ist allerdings alles andere als günstig: Zwar zahlt die Krankenkasse mehrere hundert Euro zu, allerdings liegt der Restbetrag trotzdem gut und gerne bei 3.000 Euro. Gutes Hören muss einem eben auch etwas wert sein. Aber das ist ja bei fast allen innovativen Gadgets der IFA 2025 so. “Innovation for all” ist das leider nicht immer.

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