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Ein sommerlicher Tag im belgischen Brügge.

Kleinstädte haben in jedem Land ihren eigenen Charme. Während etwa das mittelalterliche Marburg mit vielen kleinen Fachwerkhäusern aufwartet, begeistern Städte in den Benelux-Ländern mit Backsteinhäusern und traumhaften Wasserkanälen. Eine davon ist Brügge in Westflandern. Außerhalb der Ferienzeit lassen sich die schmalen Gassen mit ihren kleinen Geschäften, kulinarischen Köstlichkeiten und plätschernden Grachten herrlich erkunden. Einige Eindrücke eines sommerlichen Tages in der belgischen Kleinstadt.

Vom Bahnhof in die Altstadt

Der Ausgangspunkt der kleinen Entdeckungstour ist – wie für die meisten Reisenden – der Hauptbahnhof. Von dort führt die Ostmeers direkt in das Zentrum der Altstadt. Entlang der Einbahnstraße reihen sich die roten Backsteinhäuser, auf den zahlreichen Fensterbänken sorgen bunte Blumen für farbliche Abwechslung. Hinter den großen Toren eröffnen sich lichtdurchflutete Höfe, in deren Zentren Skulpturen als Blickfang dienen. Über die Goezeputstraat, von der sich ein prächtiger Blick auf die Onze-Lieve-Vrouwekerk (Liebfrauenkirche) eröffnet, führt der Weg zur Sint-Salvatorskathedraal (St.-Salvator-Kathedrale). Der große grüne Platz mit seinen Treppenstufen lädt zum Verweilen ein. Etwa nachdem man sich ein köstliches Sandwich bei Panos oder Pommes bei Chez Vincent gekauft hat.

Frisch gestärkt erreicht man über die Steenstraat und den Simon Stevinplein den Marktplatz De Markt. Er war das Zentrum der europäischen Handelsstadt. Seine größte Bedeutung hatte die Freifläche im Mittelalter als Brügge zu den reichsten Städten Europas zählte. Gehandelt wurden die Waren, welche am großen Hafen Zeebrugge ankamen. Im Schatten des Pieter de Connick & Jan Breydel Monuments warten die Pferde und ihre Kutscher:innen auf Kundschaft. Eine Fahrt für bis zu 5 Personen schlägt mit 60 Euro pro Kutsche zu Buche. Durch die romantischen Gassen ist das wohl die adäquateste Fortbewegungsart.

Volle Kanäle im UNESCO-Weltkulturerbe

Zu Fuß geht es am Belfort vorbei durch die kulinarische Breidelstraat zum Burgplatz. Dort lässt sich neben dem prächtigen Stadhuis (dem Rathaus von Brügge) die Basiliek van het Heilig Bloed (Heilig-Blut-Basilika) finden. In ihr liegt eine Ampulle, die das Blut Jesu Christi beinhalten soll. Jedes Jahr wird sie zu Christi Himmelfahrt während einer Prozession feierlich durch die Stadt getragen. Vielleicht auch deshalb ist Brügge seit nunmehr 20 Jahren UNESCO-Weltkulturerbe.

Eine weitere Begründung könnte in den historischen Grachten liegen, den kleinen Kanälen wie sie in den Niederlanden heißen. Die schmalen Wasserstraßen werden von malerischen Steinbrücken überspannt und viele Häuser sind mit einer eigenen Anlegestelle ausgestattet. In regelmäßigen Abständen münden die Grachten wie die Groenerei in kleine Häfen. Besonders beliebt ist der Rozenhoedkaai, einer der Ausgangspunkte für Stadtrundfahrten zu Wasser. Mit 12 Euro pro Ticket sind die Kosten für Alleinreisende und Paare geringer als per Pferdekutsche. Und die Ausblicke sind einzigartiger. Anschließend empfiehlt sein ein (kostenloser) Besuch des Arentshof mit seinen verwinkelten Gebäuden – Hogwarts lässt grüßen.

Über den Begijnhof in den Minnewaterpark

Nicht weit entfernt befindet sich der Begijnhof. Dabei handelt es sich um einen grünen, lichtdurchfluteten Klostergarten mit weiß bemalten Häuserfronten. Der Name „Begijn“ entstammt den ursprünglichen Bewohnerinnen, den Beginen. Das waren emanzipierte Frauen, die ein frommes und eheloses Leben führten – ähnlich den Nonnen hierzulande. Heute wird der Komplex von Schwestern des Benediktinerinnenordens und alleinstehenden Frauen aus Brügge bewohnt. Im eigenen Shop lassen sich produzierte Waren und Souvenirs erwerben. Und wenn man mit offenen Augen durch das Viertel läuft, begegnet man öfters den begnadeten Damen.

Nach den vielfältigen Eindrücken lädt der Minnewaterpark zum Verschnaufen ein. Inmitten von grünen Wiesen und Bäumen befindet sich das Kasteel Minnewater mit einem guten Restaurant. Der Erholungsfaktor des Parks hat sich auch bei den ansässigen Enten und Gänsen herumgesprochen, welche sich besonders bei Sonnenschein im Grünen ausruhen und dösen. Über die Bargebrug und die große Hauptstraße Buiten Katelijnevest ist der Hauptbahnhof schnell erreicht. Ein Tag voller neuer Eindrücke und Entdeckungen geht zu Ende. Der Sonnenuntergang lässt sich vorzüglich in Oostende genießen, das in 15 Minuten per Bahn erreichbar ist.

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