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Begehungen 2020: Kunst in der Kaufhalle.

Die Stadt Chemnitz zählt seit Jahrzehnten etliche brachliegende Gebäude in Industrie und Handel. Zum anderen sind Plätze für die Kunst Mangelware. Warum also nicht beides verbinden und die ungenutzten Flächen umfunktionieren? Das hat sich 2003 das Team der “Begehungen” gedacht, das seither in den verschiedenen Räumen der Stadt ein viertägiges Kunstfestival veranstaltet. In diesem Jahr sollte die alte Kaufhalle und ein Plattenbau im Stadtteil Hutholz Schauplatz sein. Ich habe mich auf Spurensuche begeben.

Neuer Hauch für alte Gebäude

Der Weg führte mich in diesem Jahr in eines der größten Plattenbaugebiete, das in der ehemaligen DDR existierte – das Heckert-Gebiet. Es befindet sich im Südwesten der Stadt und wurde ab 1972 erbaut. Das Areal um die Endstation der Straßenbahn 4 und 5 in Hutholz entstand erst in den 1980er Jahren und gehörte zu den letzten Atemzügen des DDR-Wohnungsbaus. Allen voran die alte Kaufhalle, die den Hauptteil der Ausstellung beheimatete. Sie wurde erst 1989 – im Jahr des Mauerfalls – eröffnet.

Mit der Wiedervereinigung 1990 verlor das Heckert-Gebiet an Attraktivität und wurde nach und nach zurückgebaut, einige Wohnblöcke sogar komplett abgerissen. Bis 2009 verkleinerte sich das Heckert-Gebiet um ein Drittel. Gleichzeitig wurden neue Gebäude errichtet, die heute in der architektonischen Spannung zur alten DDR-Architektur stehen.

Die Begehungen in der alten Kaufhalle Hutholz

Plastiken und Malereien regen zum Nachdenken an

Obwohl die leerstehende Gebäude schon an sich entdeckungswürdige Kunstwerke sind, haben die diesjährigen Solo-Künstler und Kollektive die Fläche genutzt, um zum Nachdenken anzuregen. Das machte jede(r) auf seine Weise. Einige nutzten die opulenten Räume der Kaufhalle, um ihre Werke wirken zu lassen. Andere wandelten Zimmer um, um ihnen eine neue Bedeutung zuzusprechen. Eines waren sie aber allesamt: Alles andere als langweilig.

Da war die abstrakte Plastik, die aus herabtropfendem Kerzenwachs entstand. Da waren verwirrende Installationen, die erst auf dem zweiten und dritten Blick ihren Hintergrund verrieten. Wieder andere nutzten das vorhandene Material in den Wohnräumen, um ihre eigene Sicht der Dinge zu zeigen und auf Missstände hinzuweisen. Viele hielten zudem einem selbst Spiegel vor und kritisierten das Sein. Auch wenn die Exponate nicht immer meinen Nerv trafen, inspirierten sie doch ungemein. Kunst ist eben nicht immer schön.

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