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Auf den Spuren der Bergparade im Erzgebirge.

Die Advents- und Weihnachtszeit ist im Erzgebirge eine ganz besondere: Fenster sind mit filigraner Holzkunst geschmückt und leuchtende Sterne sowie Schwibbögen erhellen den dunklen Winteralltag. Durch die Straßen und Gassen der Bergstädte schlängeln sich zum Wochenende prunkvolle Bergparaden. Doch woher kommt dieser Brauch? Ich habe mich auf Spurensuche begeben und war in meinem Geburtsort Marienberg zu Gast.

Bergbau verhalf der Region zu Reichtum

Lange Zeit war das heutige Grenzgebiet zwischen Deutschland und der Tschechischen Republik wildes Ödland. Die Bezeichnung „Miriquidi“ – zu deutsch Dunkelwald – lässt erahnen, dass nur wenige Menschen die Region besiedelten. Mitte des 12. Jahrhunderts ließ Markgraf Otto von Meißen im Bereich der Flusstäler der Freiberger Mulde und Striegels diesen Urwald roden und erste Waldhufendörfer anlegen. Eines davon war Christiansdorf, in dem 1168 das erste Silbererz entdeckt wurde. Es folgte mit dem „Berggeschrey“ eine Goldgräberstimmung und nach und nach wurden weitere Bergbaugebiete erschlossen.

Besonders ergiebige Silbervorkommen wurden 1470 in Schneeberg, 1491 in Annaberg-Buchholz sowie 1516 bei St. Joachimsthal im böhmischen Teil des Erzgebirges entdeckt. Es folgten die ersten Grabungen im mittleren Erzgebirge, unter anderem dem damaligen Ort „Wüstenschlette“. Daraufhin stieß Clemens Schiffel im Jahr 1519 auf den erste Silbererzgang. Die Stadt zog immer mehr Bergleute an. Herzog Heinrich der Fromme veranlasste daraufhin 1521 die Gründung der Bergstadt Marienberg. Nur zwei Jahre später wurde das Stadtrecht verliehen. Mithilfe eines eigenen Bergamtes erlebte der Bergbau 1540 mit 270.384 Gulden seine höchste Blüte. Zu diesem Zeitpunkt bestanden 559 Gruben, von denen 20 Ausbeute erbrachten. Nach der Stadtmauer wurde die spätgotische Hallenkirche St. Marien erbaut.

Anfang des 17. Jahrhunderts folgten aber auch Tiefschläge wie der verheerende Stadtbrand am 31. August 1610, dem nahezu alle 550 Häuser zum Opfer fielen. Die Silberbergbau kam aufgrund eines verheerenden Grubenunglückes im Jahr 1614 zum Erliegen: Der Schacht brannte aus und das aufsteigende Wasser ersäufte alle Gruben bis zu einer Tiefe von 270 Meter. In der Folge lag der Fokus auf dem Abbau von Zinn- und Kupfererzen. In Wellen erlebte der Bergbau bis 1904 gute und schlechte Zeiten. Auf der Suche nach Uran für sowjetische Atombomben lebte der Marienberger Montanwirtschaft zwischen 1947 und 1954 noch einmal kurz auf.

Bergparade feiert noch heute den Glanz des Bergbaus

Um die Zunft des Bergbaus zu feiern, wurden schon früh in den Städten Berg- und Hüttenparaden abgehalten. Kamen die Berg- und Hüttenleute zu Beginn in Tracht daher, entwickelte sich schnell die bürgerliche Berghabit. Mit der Einführung der Rangklassen, der Revierfarben und anderer Vorschriften nahm die Bekleidung ab 1768 einen uniformartigen Charakter an. Zwischen 100 und 3.000 Personen beteiligten sich an den prunkvollen Prozessionen. Musikalisch wurden und werden sie bis heute von den hiesigen Bergkapellen unterstützt.

Während der Bergbau in der Region nur noch eine historische Rolle spielt, sind Bergparaden besonders in der Advents- und Weihnachtszeit eine unverzichtbare Tradition. Auch in Marienberg. Dort nehmen alljährlich am dritten Adventssonntag 350 junge und alte Trachtenträger:innen und 180 Bergmusiker:innen am festlichen Umzug vom Bergmagazin zum Markt teil. Den Abschluss bildet die feierliche Zeremonie, bei der 2024 auch Bürgermeister André Heinrich und Sachsens Staatsministerin für Kultur und Tourismus Barbara Klepsch beiwohnen. Tausende feiern das immaterielle UNESCO-Kulturerbe frenetisch und freuen sich auf die anstehenden Weihnachtstage. In diesem Sinne „Glück auf“ und ein gesegnetes Fest!

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