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Martin Luther King Musical: Ein Traum wird wahr.

Ich mag Musicals. Erst vor wenigen Wochen konnte ich mir das imposante „König der Löwen“ in Hamburg anschauen und habe es geliebt. Gleichzeitig singe ich gern im Chor und studiere neue Werke ein. So kam der Aufruf für das „Martin Luther King Musical“ von Hanjo Gäbler und Christoph Terbuyken in Chemnitz im Rahmen der Kulturhauptstadt 2025 gerade recht. Ich meldete mich für den 1.500 Personen starken Chor an. Eindrücke einer Chorprobe.

Einzeln und doch gemeinsam

Es ist Dienstag kurz nach 19.30 Uhr in der Lutherkirche Chemnitz. Knapp 100 Singesfreudige haben sich zu einer weiteren Probe für das Musical „Martin Luther King – Ein Traum verändert die Welt“ der Creativen Kirche zusammengefunden. In Vorfreude sitze ich auf einem der vier Tenorplätze. An diesem Tag sind alle besetzt, trotz Erkältungswelle sind wir vollständig. Vor einigen Wochen war das noch anders: Ich bekam in der hohen Männerstimme eine Solo-Probe. Nach einem kurzen geistlichen Einstieg beginnen wir das Einsingen. Bewegungs- und Mobilisierungsübungen helfen die verkrampften Muskeln zu entspannen.

P! T! K! Es folgen Atem- und Stimmübungen. Dreiklänge schallen durch den Raum. Im Halbtonschritt werden die individuellen Grenzen ausgelotet. Mehrstimmig lässt Kantor und Dirigent Marko Koschwitz Harmonien erklingen. Den Abschluss jedes Einsingens bildet der Kanon „Singen“ von Uli Führe: „Singen macht Spaß. Singen tut gut. ja Singen macht munter und Singen macht Mut! Singen macht froh und Singen hat Charme. Die Töne nehmen uns in den Arm. All unsre Stimmen, sie klingen im großen Chor, im Klang der Welt.“ Spätestens jetzt hat jeder ein breites Lächeln im Gesicht.

Die Chorprobe beginnt. Jede:r holt sein Notenbuch hervor. Wie jeden Dienstag nutzt Marko Koschwitz die gute Konzentration zu Beginn des Abends für eine neue Nummer. Dank der vielen erfahrenen Chor-Sänger:innen klingt schon das Singen vom Notenblatt großartig. Doch die genretypischen Rhythmusverschiebungen, punktuellen Disharmonien und abrupten Tonartwechsel sind für einige eine Herausforderung. Selbst mit Klavierbegleitung. Einzel-Stimmproben sollen helfen. Ich lese geduldig die Noten mit und lasse mich in die mitreißende Popmusik hineinfallen. Vom Sopran, über Alt und Tenor bis hin zum Bass werden alle sicherer.

Die Chorproben fordern Konzentration.

Mit beschwingter Sangesfreude zu einer wichtigen Botschaft

Und mit der Sicherheit kommt das Bewusstsein für den bedeutungsvollen Text. Denn das zeitgenössische Musical thematisiert das Leben und Wirken des US-amerikanischen Baptistenpastors und Bürgerrechtlers Martin Luther King. Am 15. Januar 1929 als Michael King geboren, studierte er Theologie und promovierte. Ab den 1950er-Jahren setzte sich King für die Gleichberechtigung von Afroamerikaner:innen und gegen Rassentrennung und Diskriminierung ein. Zu weltweiter Bekanntheit erlangte er durch seine flammende „I have a dream“-Rede am Lincoln Memorial in Washington im Jahr 1963. Er verwarf sein Manuskript als ihm Gospelsängerin und Freundin Mahalia Jackson zuredete: „Tell’em about your dream, Martin!“ (zu deutsch: „Erzähl ihnen von deinem Traum!“)

Das Musical erzählt von den Konflikten mit den US-amerikanischen Staatsorganen sowie der Bevölkerung. Ausgrenzung, wie etwa die strikte Rassentrennung in den Omnibussen, stand an der Tagesordnung. „Wir werden nicht zufrieden sein, bis das Recht strömt wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein mächtiger Strom“, so zitiert King einen Bibelvers aus dem Buch Amos, Kapitel 5. Im Juli 1964 führte sein Einsatz zur Verabschiedung des „Civil Rights Act“ und damit zur offiziellen Beendigung der Rassentrennung in den USA. Für seinen gewaltfreien Kampf erhielt er im Dezember 1964 den Friedensnobelpreis.

Martin Luther King engagierte sich weiter für die Schwachen, etwa bei der Müllabfuhr. Das gefiel nicht jedem. Am 4. April 1968 wurde er auf dem Balkon des Lorraine Motels in Memphis von dem mehrfach vorbestraften Rassisten James Earl Ray erschossen. Es folgten Unruhen. Seine Frau Coretta Scott King führte den am 8. April geplanten Protestmarsch durch Memphis an. Bis heute bestimmt das Vermächtnis von Martin Luther King die Debatten. Und das Thema ist in Zeiten des Erstarkens rechter Kräfte sowie stetig wachsender Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus aktueller denn je.

Per Playback zur Musical-Stimmung

Mittlerweile funktionieren viele Titel im Chor. Auch meine drei Tenormitstreiter und ich hören sich gut in das Gesamtwerk ein. Doch die stellenweise kurzen Chorpassagen sind ungewöhnlich. Gut, dass es Playback-Versionen aller Nummern aus der Welt des Gospel, Funk, Soul oder Rock’n Roll gibt – teilweise mit überaus nützlichen Metronom-Schlägen. Die integrierten Solo-Passagen helfen bei der Orientierung. Stehend trällern wir konzentriert die Töne. Nicht immer richtig, aber es ist bis zur großen Aufführung am 29. März noch einige Wochen Zeit.

Ich merke wie von Probe zu Probe bei den zahlreichen Mitwirkenden die Spannung steigt. Denn wer hat schon in einem so großen Chor gesungen? Die angekündigten Musiker:innen sorgen bei mir für weitere Glücksgefühle: Mit den „Heavy Tones“ vervollständigt eine phänomenale Band das klassische Orchester und Hamilton-Sänger Gino Emnes verkörpert die Rolle des Martin Luther King. Für die Aufführung um 20 Uhr in der Messe Chemnitz gibt es noch einige Tickets. Mit meinem Mitwirkenden-Code „4t3609do“ gibt es 15 % Rabatt. Ich würde mich freuen, wenn wir uns sehen. Wenn auch nur unbewusst.

Bist Du Musical-Fan? Wenn ja, welches magst Du am liebsten?


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