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Malerische Herbstmomente auf dem Caspar-David-Friedrich-Weg.

Wenn sich die Blät­ter der Bäume bunt färben und sich die vielen klei­nen Was­ser­trop­fen des Nebels an den Ästen sam­meln, lohnt sich ein Abste­cher in die idyl­li­sche Säch­si­sche Schweiz beson­ders. Unweit von Bad Schand­au lädt der wild­ro­man­ti­sche Caspar-David-Fried­rich-Weg zum Ent­de­cken und Stau­nen ein. Einige Ein­drü­cke einer herbst­li­chen Tour auf Deutsch­lands schöns­tem Wan­der­weg 2025.

An und über der Elbe von Krippen nach Schöna

Aus­gangs­punkt der Tages­wan­de­rung ist der kleine Orts­teil Krip­pen nur wenige Kilo­me­ter von Bad Schand­au ent­fernt. Unweit des Bahn­hofs und direkt an einem kos­ten­frei­en Park­platz star­tet der 16 Kilo­me­ter lange Rund­weg, wel­cher sich dem roman­ti­schen Maler Caspar David Fried­rich widmet. Der Bezug kommt nicht von unge­fähr, fer­tig­te er doch Anfang des 19. Jahr­hun­derts etli­che seiner iko­ni­schen Werke im Elb­sand­stein­ge­bir­ge an.

Der Himmel ist an diesem Sams­tag wol­ken­ver­han­gen, als wir kurz nach 10 Uhr die ersten Kilo­me­ter par­al­lel zur Elbe unter die Füße nehmen. Immer­hin ist es tro­cken und bei 13 Grad Cel­si­us ange­nehm tem­pe­riert, sodass wir kaum ins Schwit­zen kommen. Frohen Mutes nehmen wir die ersten 60 Höhen­me­ter in Angriff. Breite Stufen helfen beim Bewäl­ti­gen des Anstiegs. Oben ange­kom­men erwar­tet uns nicht nur auf­ge­weich­ter Boden, son­dern auch einer der ersten Mal­or­te Fried­richs. Im zer­klüf­te­ten Stein­bruch ent­stand die gleich­na­mi­ge Zeich­nung. Von den ver­wit­ter­ten Fels­über­hän­gen ranken heute ver­träumt die Efeu­pflan­zen hinab.

Hoch oben über der Elbe führt der schma­le Weg par­al­lel zu den schrof­fen Schramm­stein­fel­sen auf der gegen­über­lie­gen Fluss­sei­te ent­lang. Der Regen der Vor­ta­ge hat den Boden auf­ge­weicht. Mehr stap­fend als lau­fend bewe­gen wir uns vor­wärts. Dafür ent­schä­digt der atem­be­rau­ben­de Aus­blick auf das Tal sowie den Teu­fel­sturm und den Rau­schen­stein. Am Weges­rand säumen pit­to­res­ke Pilze die Route. Kleine Was­ser­trop­fen sät­ti­gen nicht nur die herbst­li­che Kolo­rie­rung der Blät­ter, son­dern schmü­cken die saftig grünen Moos­tep­pi­che wie Perlen. Eine Sze­ne­rie wie sie sich auch Caspar David Fried­rich gewünscht hätte.

Ein steiler Aufstieg bis zur Kaiserkrone

Wäh­rend die letz­ten Kilo­me­ter auf einer Ebene zu ver­lau­fen schie­nen, mar­kiert Kilo­me­ter 8 einen stei­len Auf­stieg zu einer Hoch­ebe­ne auf 244 Meter über Mee­res­hö­he. Trep­pen helfen zwar beim Erklim­men. Doch kurz­zei­tig meldet meine Smart­watch einen Puls von 160 Schlä­gen pro Minute. Dafür belohnt der weite Blick über die abge­ern­te­ten Felder hin­über zum Zir­kel­stein. Nach einer kurzen Ver­schnauf­pau­se folgt die Bestei­gung der Kai­ser­kro­ne, dem höchs­ten Punkt der Rund­wan­de­rung. Schma­le Stufen führen zur Kanzel. Von 350 Meter über Mee­res­hö­he eröff­net sich ein phä­no­me­na­les 360-Grad-Pan­ora­ma auf die Säch­si­sche und Böh­mi­sche Schweiz.

Der Genuss ist aller­dings nicht von Dauer, ver­hin­dert doch star­ker Herbst­wind das län­ge­re Ver­wei­len auf den zer­klüf­te­ten Elb­sand­fel­sen. Vorbei an einem ver­lo­ckend reich gefüll­ten Pro­vi­an­t­au­to­ma­ten, einem klei­nen pri­va­ten Old­ti­mer­mu­se­um und zahl­rei­chen Feri­en­woh­nun­gen führt der Weg durch den beschau­li­chen Ort Schöna. Die his­to­ri­schen Gebäu­de stel­len eine will­kom­me­ne Abwechs­lung zur herbst­li­chen Flora dar. Und auch die ein oder ande­ren tie­ri­schen Beglei­ter ver­sü­ßen den pro­vin­zi­el­len Streckenabschnitt.

Über Felder und Wiesen folgen wir der aus­ge­zeich­ne­ten Beschil­de­rung zum 342 Meter hohen Wolfs­berg. Von ihm aus lässt sich nicht nur die nahe Kai­ser­kro­ne von außer­halb betrach­ten. Ein kos­ten­frei­es Fern­rohr steht für das Erkun­den der kilo­me­ter­weit ent­fern­ten, schrof­fen Sand­stein­wän­de bereit. Beseelt genie­ßen wir den Platz bei einer aus­ge­dehn­ten Rast. Wie viel­leicht auch damals Caspar David Friedrich.

Durch den bunt gefärbten Herbstwald zurück nach Krippen

Mitt­ler­wei­le ist es 15 Uhr. Nach 12 Kilo­me­ter Wan­der­stre­cke melden sich lang­sam aber sicher unsere Glied­ma­ßen. Zeit die letz­ten vier Kilo­me­ter unter die mitt­ler­wei­le deut­lich ver­schmutz­ten Trek­king-Schuhe zu nehmen. Wir errei­chen das für seine baro­cke Bau­ern­kir­che bekann­te Rein­hardts­dorf, die letzte große Sied­lung des Rund­wegs. Weite Pfer­de­kop­peln flan­kie­ren den ver­schla­fe­nen Ort.

Raschelnd bewe­gen wir uns weiter durch den herbst­lich bunten Laub­wald. Fas­zi­nie­ren­de Farn­pflan­zen lassen die Erschei­nung der unbe­rühr­ten Natur vor Jahr­tau­sen­den erah­nen. Und auch die male­ri­schen Baum­stu­di­en Caspar David Fried­richs werden auf dieser Weg­stre­cke leben­dig. Der Abschnitt gip­felt in einer idyl­li­schen Aus­sicht hin­über zum Kohl­born­stein, einem der Haus­ber­ge Krip­pens. Über Dut­zen­de Trep­pen­stu­fen errei­chen wir nicht nur das schma­le Bett des Lie­then­bachs, son­dern auch den Aus­gangs­punkt unse­rer Tages­wan­de­rung auf dem wild­ro­man­ti­schen Caspar-David-Fried­rich-Weg.

In den sechs ver­gan­ge­nen Stun­den wurde deut­lich, warum die Wahl des schöns­ten Wan­der­wegs 2025 der Leser:innen des „Wan­der­ma­ga­zin“ auf das Klein­od in der Säch­si­schen Schweiz fiel: Der Caspar-David-Fried­rich-Weg über­zeugt nicht nur durch eine viel­fäl­ti­ge Land­schaft, herr­li­che Aus­bli­cke und char­man­te Dörfer. 12 Tafeln ver­ra­ten auch aller­hand Wis­sens­wer­tes zum Leben und Wirken des Roman­ti­kers, der die ein­zig­ar­ti­ge Stim­mung in seinen Zeich­nun­gen und Male­rei­en fest­hielt. Beson­ders im Herbst ist der nicht allzu über­lau­fe­ne Rund­weg ein wahres Fest für alle Sinne.


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