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Fuji X100V: Eine Liebeserklärung an die Fotografie.

Innovative Technologien machen vieles im Leben einfacher. So auch die Fotografie. In den letzten Jahren haben die Kameras immer bessere Rechentechnik und Software erhalten. Künstliche Intelligenz erkennt Objekte, automatische Belichtungsreihen erzeugen eine fast schon unwirkliche Farbdynamik. Umso schöner, dass es Kameras wie die Fuji X100V gibt, die nicht nur mit kompakten Formfaktor daher kommt. Das Objektiv mit Festbrennweite verlangt nach Bewegung, diverse Drehrädchen sorgen für volle Kontrolle. Eine Liebeserklärung an die klassische Fotografie.

Klassisches Design nicht nur für Haptik-Fans

Die analoge Fotografie erlebt gerade ihre Renaissance. Viele Fans schätzen die Limitation, den spannungsvollen Prozess des Filmentwickelns und die warmen Farben. Ich selbst bin dafür zu ungeduldig und versuche mich lieber in verschiedenen Blickwinkeln sowie Kameraeinstellungen. Ich betrachte das Ergebnis direkt im Anschluss. Deshalb ist für mich eine Digitalkamera Pflicht. Trotzdem liebe ich die “alten” Designs mit ihrer großartigen Funktionalität.

Eines der wenigen Unternehmen, das sich in den letzten Jahrzehnten des Wechsels von der analogen zur digitalen Fotografie in Sachen Kameraaufbau treu geblieben ist, ist Fujifilm mit Sitz in Tokio. Auch im Jahr 2022 besitzen die Produkte allerhand Knöpfe und herrlich rastende Drehrädchen: Auf der Oberseite lassen sich Belichtungszeit, ISO-Wert und die Belichtungskorrektur einstellen, das Objektiv liefert einen variablen Blendenring. Sie sind nicht nur intuitiv zu bedienen und bieten volle Kontrolle, sondern sehen auch noch schick aus.

Die Fuji X100V besteht zum Teil aus hochwertigem Aluminium und ist damit nicht nur eine echte Augenweide, sondern auch ein angenehmer Handschmeichler. Man will sie einfach in den Händen halten und nutzen. Dazu trägt auch das multifunktionale Bedienkonzept bei: Entweder man nutzt den optischen Sucher, welcher den bekannten Versatz bietet. Oder man lässt sich das digitale Bild einblenden. Als Alternative zeigt der 3 Zoll große Monitor die Inhalte im Live View an. Alles in allem lassen mich die Features gut darüber hinwegsehen, dass ein ergonomischer Handgriff und eine Daumenstütze fehlen. Aber man kann eben nicht alles haben.

Scharfes Objektiv verlangt Bewegung

Dafür besitzt die Fuji X100V ein kurzes und knackscharfes 23 Millimeter Objektiv mit lichtstarker f2.0-Blende. In Verbindung mit dem 26 Megapixel auflösenden APS-C-Sensor liefert es grandiose Aufnahmen. Darüber muss ich mir also keine Gedanken machen. Allerdings verlangt die Festbrennweite, die der natürlichen Sicht des menschlichen Auges entspricht, nach Bewegung. Während Zoomobjektive verschiedene Motivmöglichkeiten von einem Standpunkt bieten, muss ich den berühmten Schritt nach vorn oder hinten machen, um Objekte nach meinen Wünschen abzulichten.

Das erscheint manchmal nervig. Doch dafür muss ich im Nachhinein keine Verzerrung kaschieren oder ein verrauschtes Foto weichzeichnen. Auch das Bokeh, also die Tiefenschärfe, ist bei einem Objektiv dieser Brennweite deutlich schöner als bei Weitwinkellinsen. So erreiche ich einen schönen, künstlerischen Look. Für lange Belichtungszeiten integriert Fujifilm einen Neutraldichtefilter (kurz ND-Filter), mit dessen Hilfe sich eine Abdunklung der Szenerie erzeugen lässt. Ich nutze diese Funktion sehr gern, um auch bei Tageslicht die Dynamik von Objekten zu verdeutlichen – ganz ohne aufzuschraubendes Zubehör. Toll!

Fuji X100V Oberseite
Auf der Oberseite befinden sich Drehrädchen zur schnellen Anpassung von Aufnahmeeinstellungen.

Technische Helfer machen kaum eine Nachbearbeitung notwendig

Unter der Haube der klassisch gehaltenen Fuji X100V steckt moderne Kameratechnik. Sie erlaubt, dass man eben auch mal nicht jeden Parameter manuell einstellen mag. Ich möchte ein unscharfes, lang belichtetes Nachtfoto auf der Autobahnbrücke schießen? Dann stelle ich die Belichtungszeit hoch. Ich möchte eine Detailaufnahme mit besonders schöner Tiefenschärfe haben? Dann öffne ich die Blende am Objektivring. Die kompakte Kamera erlaubt mir den Fokus auf eben die Dinge zu legen, die mir gerade wichtig sind. Meine Kreativität und ich stehen im Vordergrund und keine Automatik. So wird die Fotografie (wieder) zum Erlebnis.

So manches Software-Gimmick der Fuji X100V unterstützt mich bei der Wahl des künstlerischen Bildausschnitts. Dazu zählen das Gitter oder die Wasserwaage, die sowohl auf der Digitalanzeige als auch im Sucher eingeblendet werden können. Aber auch die einzigartigen Filmsimulationen erlauben die Definition von Stilen schon vor der Aufnahme. Eine nachträgliche Bearbeitung – etwa per RAW-Daten – ist dann kaum notwendig. Ähnlich dem Workflow analoger Kameras.

Fotografie mit der Fuji X100V als Anti-Stress-Therapie

Natürlich kann die Fuji X100V auch für spontane Schnappschüsse Verwendung finden. Doch ich nutze sie im Alltag vor allem zur Entschleunigung. Was mag ich mit den Aufnahmen ausdrücken? Worauf kommt es an und welche Einstellungen muss ich dafür wählen? Das schwenkbare Display erlaubt mir neue Perspektiven – etwa knapp über dem Boden. Besonders für Spiegelungen in Pfützen ist dies ein gelungenes Feature.

Als Werkzeug für das kreative Hobby ermöglicht die Fuji mir eine neue Blickweise auf die Umwelt. Sei es auf Reisen oder in der Heimat: Durch das Auseinandersetzen mit Licht und Schatten, Formen und Farben erhalte ich eine neue Sicht auf die Umgebung. Zu Beginn ist der Umgang mit der Kamera alles andere als einfach und es braucht etwas Übung für einen interessanten Bildaufbau. (Auch ich selbst bin noch am Ausprobieren und Lernen.)

Aber je öfter ich auf meine Nikon-DSLR mit Zoomobjektiv verzichte, desto mehr bin ich von der Bildqualität, dem Funktionsumfang und den gleichzeitig kompakten Abmaßen begeistert. Die Fuji X100V hat in mir wieder das Feuer für die Fotografie entfacht. Manchmal ist es eben doch schöner, wenn einem Dinge herausfordern und das Leben nicht allzu einfach machen. Besonders beim geliebten Hobby.

PS: Leider macht das Leben auch der Hersteller für uns Kaufinteressent:innen nicht leicht: Nachdem ich mehr als fünf Monate bei Foto Hamer auf die Kamera gewartet habe, ist sie auch aktuell nirgendwo verfügbar. Ob und wann sich die Lage bessert, ist schwer zu sagen.

11 Kommentare

  1. Ganz schön emotionslos geschrieben für eine Liebeserklärung. Leider.

    • Naja als Liebeserklärung war es gar nicht mal gedacht, sondern dass die Kamera für mich eine Liebeserklärung an die Fotografie darstellt.

  2. Hallo, sehr schöner Bericht. 23 mm Brennweite ist nicht meins, darum habe ich die Fuji X-E4 +27mm F2.8 II + XF 50 F2.0. Schöne Grüße aus dem Schwarzwald Jens.

    • Hallo Jens, ja die Brennweite ist tatsächlich nicht für jede Situation angenehm. Aber sie nötigt zur Improvisation und hilft neue Blickwinkel zu entdecken. Die X-E4 mit den Wechselobjektiven ist da deutlich vielseitiger. Liebe Grüße, Jonas

  3. Hallo, ich habe zu 90% bei meinen Reisen nur 1 Festbrennweite dabei. Aus den selben Grund wie du oben schreibst. XF 50mm F2.0 ist meine Nummer 1, etwas Tele gefällt mir viel besser wie 23mm.
    Foto im Link sind alle 50mm. Grüße Jens.

  4. Hallo, du schreibst: Allerdings verlangt die Festbrennweite, die der natürlichen Sicht des menschlichen Auges entspricht, nach Bewegung„. Der CROPFAKTOR ist ca. x 15 also 23 mm x 15 mm = 34,5.
    Menschliches Auge ist ca. 50 mm also 35mm x 15mm = 50 mm. Liege ich da etwas falsch?
    Grüße Jens.

    • Hallo Jens, ja da hast du natürlich Recht. 35 mm für APS-C wäre die exakte Brennweite des Auges. Viele Grüße, Jonas

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