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Nikon Z6 III im Test: Fotografie auf einem neuen Level.

Lange Zeit habe mich gegen den Wech­sel von meiner treuen Spie­gel­re­flex­ka­me­ra Nikon D7500 auf eine aktu­el­le Sys­tem­ka­me­ra gewehrt. Zwar waren die Deri­va­te bei glei­cher Aus­stat­tung spür­bar leich­ter, aber laut Tests in den Berei­chen Auto­fo­kus und Aus­lö­se­ge­schwin­dig­keit den alten Appa­ra­ten unter­le­gen. Die Prä­sen­ta­ti­on der neuen Mit­tel­klas­se-Nikon Z6 III sollte alle Zwei­fel besei­ti­gen. Mich beein­druck­te der ange­kün­dig­te Funk­ti­ons- und Leis­tungs­um­fang. Und so nahm ich das neue Modell zum Anlass, um vom kom­pak­ten APS-C- auf das licht­stär­ke­re Voll­for­mat umzu­stei­gen. Ich ver­ra­te euch, wie sich die Nikon Z6 III in den letz­ten Mona­ten geschla­gen hat und ob sie den hohen Erwar­tun­gen gerecht werden konnte.

Ein großer Sensor im kompakten und griffigen Gehäuse

Einer der Gründe für meinen späten Wech­sel waren die aus­la­den­den Maße und das hohe Gewicht einer Voll­for­mat­ka­me­ra. Die Bodys der Spie­gel­re­flex­ka­me­ras waren und sind alles andere als rei­se­taug­lich. Erst mit der Ein­füh­rung der spie­gel­lo­sen Sys­tem­ka­me­ras wurden sie für meine Zwecke inter­es­sant. Nun wurde im Sommer 2024 die dritte Gene­ra­ti­on der für mich sinn­vol­len Z6-Serie von Nikon auf den Markt gebracht. Sie besticht wei­ter­hin mit einem (gerade noch) kom­pak­ten Gehäu­se. Mit 10 x 14 x 7,4 Zen­ti­me­ter ist es wenige Mil­li­me­ter größer als das der Nikon D7500. Auch das Gewicht ist mit 760 zu 720 Gramm nur mar­gi­nal höher.

Gemein­sam mit einem ergo­no­mi­schen Hand­griff sorgt dies dafür, dass die Nikon Z6 III* sehr ange­nehm zu han­deln ist. Die Balan­cie­rung gefällt, auch mit einem grö­ße­rem Zoom-Objek­tiv wie dem belieb­ten Nikkor Z 24–120 mm f/4 S*. Hinzu kommt die erst­klas­si­ge Posi­tio­nie­rung der Tasten und des Joy­sticks zur Navi­ga­ti­on. End­lich ist der „Playback“-Button auf die rechte Seite unter­halb des Steu­er­kreu­zes gewan­dert. So lassen sich die auf­ge­nom­men Fotos unkom­pli­ziert mit dem Daumen auf­ru­fen. Bis es soweit ist, erlaubt das nikon-typisch gut struk­tu­rier­te Menü eine Viel­zahl von Ein­stel­lungs­mög­lich­kei­ten, aber dazu später mehr.

Unter der Haube steckt ein neu ent­wi­ckel­ter, „teil­wei­se gesta­pel­ter“ Voll­for­mat-CMOS-Sensor. Im Zusam­men­spiel mit dem aus den Pro­fi­ka­me­ras Nikon Z8* und Z9 bekann­ten Expeed 7 Pro­zes­sor sind hohe Aus­le­se­ge­schwin­dig­kei­ten und damit ein­her­ge­hend eine gestei­ger­te Bild­wie­der­hol­ra­te mög­lich. Zwar beträgt die Auf­lö­sung „nur“ 24,8 Mega­pi­xel, aber gerade bei aus­la­den­den Bild­ka­ta­lo­gen in der Repor­ta­ge­fo­to­gra­fie spart das Spei­cher­platz auf SDXC- oder CFex­press-Karte. Beson­ders ein­drucks­voll finde ich den RAW-Modus „Hohe Effi­zi­enz*“, in dem ein Schnapp­schuss ledig­lich 15 Mega­byte misst. Das erlaubt eine schnel­le und effi­zi­en­te Bear­bei­tung in Adobe Ligh­t­room und Co. Zum Ver­gleich: Die 20,9 Mega­pi­xel auf­lö­sen­den RAW-Fotos der Nikon D7500 sind 25 Mega­byte groß. Auch das Rausch­ver­hal­ten bei schumm­ri­gem Licht ist spür­bar besser als mit höher auf­lö­sen­den Sen­so­ren. Nichts­des­to­trotz zeigt sich etwa ab ISO 10.000 Farbrauschen.

Nikon Z6 III
Die Nikon Z6 III ist sehr ergo­no­misch und selbst mit großem Objek­tiv gut ausbalanciert.

Schnelle Fokussierung mit 3D-Tracking bei bewegten Objekten

Viele Jahre hatten Sys­tem­ka­me­ras nicht nur das Pro­blem der Aus­lö­se­ver­zö­ge­rung, son­dern auch der lang­sa­men Fokus­sie­rung von sich bewe­gen­den Objek­ten. Bei der Nikon Z6 III* hat der japa­ni­sche Her­stel­ler diesen Kri­tik­punkt bra­vu­rös aus­ge­merzt. Mit­hil­fe des neuen Bild­pro­zes­sors kann der Sensor in Mil­li­se­kun­den aus­ge­le­sen werden. Dar­über hinaus erkennt die Kamera nicht nur Per­so­nen und Tiere, son­dern auch Fahr- und Flug­zeu­ge. Künst­li­che Intel­li­genz sei Dank. Im Test funk­tio­niert das in neun von zehn Fällen super: Bei schnell umher flie­gen­den Möwen wech­sel­te der Fokus auch mal zu den ste­hen­den Tieren.

Ein echter „Game­ch­an­ger“ ist für mich jedoch das neu beleb­te 3D-Track­ing. Bekannt aus der Spie­gel­re­flex­ka­me­ra-Ära, hatte Nikon das belieb­te Fea­ture in den Sys­tem­ka­me­ras aus Per­for­mance­grün­den gestri­chen. In der neuen Nikon Z6 III* ist es nun wieder imple­men­tiert und begeis­tert auf ganzer Linie. Der Fokus ist nach dem leich­ten Antip­pen des Aus­lö­se­knopfs wie auf das Objekt geta­ckert und wan­dert über die 273 Punkte. Aus der Hand geschos­sen, lässt sich so die Bild­kom­po­si­ti­on nach­träg­lich fest­le­gen – ohne aktiv neu fokus­sie­ren zu müssen. In Ver­bin­dung mit dem belieb­ten Nikkor Z 24–120 f/4 S Zoom­ob­jek­tiv* funk­tio­niert das zuver­läs­sig und leise. Gerade in hek­ti­schen Situa­tio­nen mit viel Bewe­gung ist diese Form der Foto­gra­fie ein­fach alternativlos.

Da macht es keinen Unter­schied, ob der licht­star­ke Sucher oder das schar­fe Dis­play zum Ein­satz kommt. Gerade die alten DSLR-Kame­ras hatten bei der Fokus­sie­rung im Live­view ihre Pro­ble­me. Obwohl durch die Bild­kon­trol­le per Dis­play etwas Sta­bi­li­tät ver­lo­ren geht, genie­ße ich bei der die krea­ti­ven Mög­lich­kei­ten des Bild­auf­baus. Nicht nur boden­na­he Per­spek­ti­ven erlaubt die Nikon Z6 III*, son­dern auch jene über den Köpfen von Mit­men­schen. Dabei habe ich ein ambi­va­len­tes Ver­hält­nis zum 3,2 Zoll großen Schwenk-Klapp-Dis­play. Zum einen bietet es die Gele­gen­heit auch im Hoch­for­mat zu knip­sen, zum ande­ren ver­schiebt sich die Sicht- von der Bild­ach­se. Das erschwert die Wahl das Ausschnitts.

Nikon Z6 III
Die But­tons auf der Rück­sei­te der Nikon Z6 III sind gut erreichbar.

Knackscharfer Sucher nur bei der Bildwiedergabe

Besser funk­tio­niert das mit dem Sucher, der aller­dings nur auf dem Papier beein­dru­cken­de Spe­zi­fi­ka­tio­nen lie­fert. Er setzt zwar mit 4.000 Nits und der Abde­ckung des kon­trast­rei­chen DCI-P3-Farb­raums Maß­stä­be. Aller­dings kann er das Ver­spre­chen der 5,76 Mil­lio­nen Pixel nur in der Bild­wie­der­ga­be ein­lö­sen. Der ein­äu­gi­ge Blick auf das OLED-Panel in der Live-Anzei­ge offen­bart eine gerin­ge­re Auf­lö­sung. Ledig­lich die Text­ein­blen­dun­gen, etwa zu Belich­tungs­zeit oder Blende, sind knack­scharf. Dafür ist die Bild­wie­der­hol­ra­te mit 60 Bil­dern pro Sekun­de flüs­sig und rea­lis­tisch. Ähn­lich meines opti­schen Suchers in der Nikon D7500.

Ein großer Vor­teil des Sucher-Dis­plays der Nikon Z6 III* liegt bei der Indi­vi­dua­li­sie­rung der Anzei­ge. Nicht nur eine Ras­te­rung lässt sich defi­nie­ren, son­dern auch Was­ser­waa­ge oder His­to­gramm. Auf­grund der schnel­len Aus­le­se­ge­schwin­dig­keit sind Schwarz­blen­den quasi nicht sicht­bar. Das Live­bild wird also selbst bei der höchs­ten Seri­en­bild­ge­schwin­dig­keit von 120 Bil­dern pro Sekun­de nahezu unter­bre­chungs­frei ange­zeigt. Ein klarer Vor­teil gegen­über den klap­pen­den Spie­gel­re­flex­ka­me­ras. Ferner lässt Nikon erst­mals die Ein­blen­dun­gen je nach Betriebs­mo­dus rotie­ren. Das bedeu­tet im Hoch­for­mat sind die Infor­ma­tio­nen nicht um 90 Grad gedreht son­dern exakt lesbar. Ein klei­nes Detail, das den all­täg­li­chen Ein­satz erleichtert.

Vielfältige Einstellungen und Funkkonnektivität beschleunigen die Fotografie

Im Aus­lie­fe­rungs­zu­stand ist die Nikon Z6 III* nur halb so leis­tungs­fä­hig wie sie sein könnte. Des­halb emp­fiehlt es sich vor dem ersten Shoo­ting mit dem funk­ti­ons­über­la­de­nen Menü aus­ein­an­der­zu­set­zen. In zahl­rei­chen Foren-Bei­trä­gen und You­Tube-Videos gibt es Tipps und Tricks zu den besten Ein­stel­lun­gen. Die ersten Anpas­sun­gen habe ich im Bereich der Anzei­ge von Sucher- und Dis­play vor­ge­nom­men. Raster und Was­ser­waa­ge sind Pflicht. Das His­to­gramm nimmt im Dis­play leider etwas viel Platz ein. Im Sucher ist es eine will­kom­me­ne Ergänzung.

Nikon Z6 III
Das Dreh-Schwenk-Dis­play bietet krea­ti­ve Blickwinkel.

Ferner lohnt sich das Wech­seln des Fokus­mo­dus. Ich bin großer Fan des 3D-Track­ing, der in jeder Situa­ti­on eine solide Leis­tung lie­fert. Der grif­fi­ge Joy­stick erlaubt eine schnel­le Ver­schie­bung des Fokus­punk­tes. Aller­dings benö­tigt das Ver­fol­gen des Objek­tes etwas mehr Ener­gie. Apro­pos Ener­gie: Der Akku „EN-EL15c“ ist eine Wei­ter­ent­wick­lung des Modells aus der Nikon D7500. Des­halb kann ich als Niko­nia­ner die Ori­gi­nal-Akkus sowie das Lade­ge­rät wie­der­ver­wen­den. Dritt­an­bie­ter-Bat­te­rien werden aktu­ell nicht unter­stützt. Die Lauf­zeit ist im Alltag etwas gerin­ger als bei den DSLR-Pen­dants. Das liegt vor allen an den ener­gie­hung­ri­gen Digital-Displays.

Im Test konnte ich rund 400 Fotos mit einer Akku­la­dung schie­ßen. Vor­aus­ge­setzt der Flug­mo­dus ist akti­viert. Sobald WLAN und Blue­tooth per­ma­nent ein­ge­schal­tet sind, redu­ziert sich die Lauf­zeit spür­bar. Beson­ders wenn man die „Nikon Ima­ging Cloud“ nutzt und Fotos per zuvor kon­fi­gu­rier­tem WLAN auf die Nikon-Server sichert. Bis zu 30 Tage werden auch RAW-Fotos kos­ten­los gespei­chert. Das funk­tio­nier­te im Test­zeit­raum besser als die Nikon-App „Snap­Bridge“. Leider war das Pai­ring mit dem Apple iPhone 11 Pro nicht mög­lich. Ledig­lich eine Direkt­ver­bin­dung zum Tele­fon und damit der direk­te Daten­trans­fer per WLAN funk­tio­nier­te tadellos.

Zahlreiche Schnittstellen für neue und alte Peripherie

Wer sich bereits für andere (Nikon-)Kameras pas­sen­de Peri­phe­rie besorgt hat, freut sich über die pas­sen­den Anschlüs­se an der Nikon Z6 III*. Ein Groß­teil der Anschlüs­se befin­det sich auf der linken Seite. Neben einem sepa­ra­ten Mikro­fon-Ein- und Kopf­hö­rer-Aus­gang, ver­baut der japa­ni­sche Her­stel­ler einen fort­schritt­li­chen USB-C- sowie voll­wer­ti­gen HDMI-Anschluss. Zudem ver­steckt sich eine Schnitt­stel­le für einen kabel­ge­bun­de­nen Fern­aus­lö­ser unter der Gummiabdeckung.

Auf der Ober­sei­te hat Nikon wie üblich einen Stan­dard-Norm­schuh für Mikro­fo­ne, Kon­troll­bild­schir­me oder eben auch Blitze ver­baut. Letz­te­rer ist bei schlech­ten Licht­be­din­gun­gen auch nötig, denn ein inter­nes Modul fehlt. Selbst alte Geräte wie der Godox V860 II können mit der Nikon Z6 III* kom­mu­ni­zie­ren. Zumin­dest im manu­el­len Modus, denn der Auto­ma­tik­mo­dus i‑TTL lie­fert ein deut­lich unter­be­lich­te­tes Foto. Ob es dazu ein Firm­ware-Update geben wird, ist frag­lich. Sobald die den Licht­be­din­gun­gen ent­spre­chen­de Leis­tungs­zahl defi­niert ist, lassen sich farb­in­ten­si­ve Bilder erzeugen.

Nikon Z6 III
Das licht­star­ke Objek­tiv Nikkor 24–120 f/4 S ist eine Empfehlung.

Fazit Nikon Z6 III: Auch für DSLR-Fotografen ein gelungenes Upgrade

Das Warten hat sich gelohnt: Mit der Nikon Z6 III* hat der japa­ni­sche Tra­di­ti­ons­her­stel­ler seine kom­pak­te spie­gel­lo­se Sys­tem­ka­me­ra weiter sinn­voll ver­bes­sert. Beson­ders her­vor­zu­he­ben ist der zuver­läs­si­ge Fokus, der bei schnel­len Bewe­gun­gen oder schumm­ri­gem Licht ideale Ergeb­nis­se lie­fert. Gene­rell ist das Betriebs­tem­po beein­dru­ckend hoch. Der sta­bi­li­sier­te Bild­sen­sor erlaubt auch in hek­ti­schen Situa­tio­nen schar­fe Fotos – im JPEG-Modus sogar bis zu zwei Sekun­den vor dem eigent­li­chen Aus­lö­sen. Leider fehlt die Funk­ti­on im bei mir ein­ge­setz­ten RAW-Modus.

Nega­tiv ist mir auch die feh­ler­be­haf­te­te Kon­nek­ti­vi­tät mit der Snap­bridge-App auf­ge­fal­len. Die Ver­bin­dung mit dem Smart­phone per Blue­tooth gestal­te­te sich schwie­rig. Beson­ders für ein Gerät der drit­ten Gene­ra­ti­on aus dem Modell­jahr 2024 ein klei­nes Armuts­zeug­nis. Zumal die Kamera alles andere als ein Schnäpp­chen ist. Zum Markt­start rief Nikon eine unver­bind­li­che Preis­emp­feh­lung von 2.999 Euro auf. Mit den aktu­el­len Rabatt­ak­tio­nen lässt sich der Preis auf faire(re) 2.200 Euro drü­cken. Das ist sie auch wert, selbst wenn man nicht auf die star­ken Video­funk­tio­nen zurückgreift.

Einige aus der Hand geschos­se­ne Test­fo­tos der Nikon Z6 III mit Nikkor Z 24–120 f/4 S Objektiv:

*Part­ner­link


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