Ich mag Autos. Wenngleich ich die alltägliche Nutzung kritisch hinterfrage, bin ich fasziniert von der Ingenieurskunst auf vier Rädern und so manchen ikonischen Formgebungen. Besonders wenn es um historische Vehikel geht, die sich am dritten Augustwochenende im Rahmen der 20. Sachsen Classic durch den Freistaat bewegten. Ich habe die Zeitkontrolle an der Böttcherfabrik in Pobershau sowie den Zieleinlauf am Kongresszentrum in Dresden besucht. Einige Eindrücke der gemütlichen Genuss-Rallye.
Abenteuerliche Ausfahrt bei sommerlichen Temperaturen
Es ist Freitag, kurz vor halb 12. Unter der gleißenden Mittagssonne rollen die ersten Oldtimer auf den Parkplatz der alten Böttcherfabrik im erzgebirgischen Pobershau. Das Thermometer zeigt knapp 30 Grad Celsius. Mensch und Material ächzen unter den sommerlichen Bedingungen. Und doch ist die Laune grandios und die Freude steht allen Teilnehmenden ins Gesicht geschrieben. Allen voran den automobilen Promis wie Leiter der Audi Tradition und Auto Union GmbH Stefan Trauf im Wanderer W22 Sportcoupé (1933), Rennfahrerlegende Hans-Joachim „Striezel“ Stuck im jungen VW Golf R32 (2003), oder Chef der VW-Produktkommunikation Stefan Voswinkel im VW 1302 im Trim der Salzburg Rallye (1971). Aber auch Kfz-Youtuber wie Jan Gleitsmann und Eckart Seifert im VW-Porsche 914 sind mit von der Partie.
Nach und nach tuckern die Vehikel auf den kleinen Parkplatz. Die Beifahrenden stempeln ihr Roadbook ab und Fahrer:innen begutachten Motor und Mechanik. Für Fahrzeuge der Volkswagen Classic oder Audi Tradition stehen gar Servicekräfte parat, welche die historische Technik hüten wie ihren Augapfel. Einige junge und alte Fans können erfolgreich einen Blick auf Mensch und Technik erhaschen. Nach wenigen Minuten Pause führt der Weg entlang der tschechischen Grenze gemächlich weiter in Richtung Saigerhütte Olbernhau zur wohlverdienten Mittagspause. Vielleicht macht das auch die Faszination dieser Oldtimer-Rallyes aus, denn um Geschwindigkeit geht es hier nicht.
Jubiläumsausgabe der Sachsen Classic mit Ziel in Dresden
Zur Jubiläumsausgabe der von der Motorpresse Stuttgart ausgerichteten Sachsen Classic müssen die Fahrer:innen an drei Tagen insgesamt 544 Kilometer absolvieren. Einige müssen in einer festgelegten Zielzeit, andere etwa im Rückwärtsgang zurückgelegt werden. Sage und schreibe 180 Teams haben sich angemeldet und so bietet sich den Zuschauenden ein buntes Potpourris an Fahrzeugen der automobilen Geschichte. Von den wuchtigen Karossen der 1930er Jahre mit Wanderer W25 Cabrio, Packard Straight Eight oder BMW 319/1 über die charakteristischen Designs der 1970er mit VW Käfer und Porsche 911 bis hin zu den modernen VW Golf, BMW M3 E30 oder Audi A8L. Ich persönlich freute mich besonders auf die Mercedes-Benz Modelle wie den 230 SL, im Volksmund „Pagode“ genannt, den 280 SE oder den 560 SL. Aber auch einige Exoten von Austin-Healey, Triumph oder Jaguar absolvieren die drei Etappen mit Bravour.
Ziel der 20. Sachsen Classic ist das Kongresszentrum in der Landeshauptstadt Dresden. Auf den schattigen Treppen warten gespannt Oldtimer-Fans und Angehörige der glücklichen Teilnehmenden. Kurz nach 15 Uhr rollen die ersten Fahrzeuge um das Maritim Hotel und werden frenetisch empfangen. Die Zielflagge schwenkend begrüßt der Geschäftsführer der Motorpresse Stuttgart Jörg Mannsperger die Fahrzeuge. Jeder Teilnehmende erhält einen Sixpack regionales Bier. Doch so einige können nicht bis zum Parken warten, werfen ihre automobilen Prinzipien über Bord und gönnen sich den Gerstensaft direkt im Cockpit. Durch die abgesenkten Seitenscheiben lassen sich auch die analogen Rundinstrumente herrlich Bestaunen. Inklusive so mancher Dekoration. Ein letztes Aufheulen der historischen Motoren und die diesjährige Auflage der Sachsen Classic ist Geschichte.