Langsam aber sicher neigt sich das Jahr 2025 dem Ende entgegen. Und mit ihm 315 Tage Kulturhauptstadt in Chemnitz. Ob Kunst, Musik oder Ausstellungen: Über 2.000 Veranstaltungen und Projekte luden zum Feiern, Nachdenken und vor allem Mitmachen ein. Wow! Ich habe meine persönlichen Höhepunkte dieses einmaligen Jahres zusammengetragen.
Einzigartiger Eröffnungstag mit Einschränkungen
Los ging es am 18. Januar mit den Feierlichkeiten in der Innenstadt. Auf etlichen Bühnen sorgten Musiker:innen und vor allem zahlreiche Chemnitzer:innen für Stimmung. Getreu dem Motto „C The Unseen“. Am Abend wurde daraus „Zieh The Unseen“, als Dutzende Teams die Dampflok „Hegel“ über die Straße der Nationen zogen. Das Interesse war so groß, dass nur ein Bruchteil der Anwesenden einen guten Blick erhaschen konnten. Als Tages-Highlight fand im Anschluss die offizielle Eröffnungsfeier auf der Brückenstraße mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und nationalen Künstler:innen aus Tanz und Musik statt. Leider fiel das geplante Drohnenballett zur Musik von Fritz Kalkbrenner aus Sicherheitsgründen aus. Trotzdem feierten rund 80.000 Menschen ausgelassen in der Stadt.
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Charmantes Chorerlebnis beim Martin-Luther-King-Musical
Die ersten drei Monate des Jahres waren geprägt von Chorproben für das große Martin-Luther-King-Musical in der Messe Chemnitz. Etwa ein Dutzend Stücke mussten von klein auf einstudiert werden. Jung und Alt erfreuten sich allwöchentlich an facettenreichen Genres und spannenden Tonalitäten. Höhepunkt war die Aufführung Ende März mit hochrangigen Musical-Darsteller:innen und professionellen Musiker:innen vor 4.000 Zuhörenden. Bei den zwei Auftritten kamen mehr als 1.500 Sänger:innen aus Chemnitz und der Region zusammen. Wir transportierten auch wichtige Botschaften in das Auditorium. Und etliche Gänsehaut-Momente.
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Sagenhafte Sonderausstellung im SMAC
Im Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz stand im ersten Halbjahr der Bergbau im Vordergrund. Unter dem Titel „Silberglanz und Kumpeltod“ waren allerhand Exponate rund die Geschichte der Montanwirtschaft. Dabei gab es auch Einblicke in den düsteren Alltag und die allgegenwärtigen Gefahren. Als Kind des Erzgebirges ein absolutes „Must-See“. Und ich wurde nicht enttäuscht. Genau wie die 43.000 begeisterten Besuchenden, die das Museum in den Monaten bis Juni zählte. Mein diesjähriges Ausstellungs-Highlight.
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Einblick in #3.000Garagen mit dem Auftritt von DJ Vika
Im Programm der Kulturhauptstadt nahm die lokale Garagenkultur einen besonderen Stellenwert ein. Deshalb wurden die kleinen Rückzugsorte zu öffentlichkeitswirksamen Schauplätzen. Mein persönliches Highlight war der Auftritt der ältesten DJ Polens in einem großen Hinterhof auf der Turnstraße. Wirgina Szymt alias DJ Vika brachte mit ihren 86 Jahren und guter Populärmusik die Menge zum Tanzen. Bunte LEDs setzten den Ort stimmungsvoll in Szene. Ein besonders eindrücklicher Abend über die Generationsgrenzen hinweg.
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Kreative Kraftklub-Kritik über Kultur-Sparpläne
Die renommierte Chemnitzer Band Kraftklub hat sich aus den Festivitäten der Kulturhauptstadt fern gehalten. Zumindest fast. Denn mit einem Spontan-Konzert kündigte die Kombo um Felix Kummer nicht nur ihr neues Album „Sterben in Karl-Marx-Stadt“ (gesponserter Link) an, sondern übte auch Kritik an den kulturellen Sparplänen des Stadtrates. Als Veranstaltungsort diente nämlich das marode Schauspielhaus, dessen Sanierung unlängst dem Rotstift zum Opfer fiel. Ein eindrücklicher Spontan-Gig, der den Finger in die Chemnitzer Haushaltswunde gelegt hat. Denn auch in einem solchen Feierjahr ist nicht alles Gold was glänzt.
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Eintauchen in den farbenfrohen Demokratie-Kosmos
Nach den gewaltsamen Ausschreitungen im Jahr 2018 hat sich nach #WirSindMehr das Demokratie-Festival Kosmos etabliert. Im Kuha-Jahr sollte es größer und vielfältiger als je zuvor werden. Über drei Tage feierten 115.000 Menschen aus Nah und Fern rund um den Chemnitzer Schlossteich. Neben Musik- und Sport-Acts gab es vielfältige Mitmachaktionen und spannende Podiumsdiskussionen. Natürlich durften auch die beeindruckenden Highlines zwischen Kirche, Plattenbau und Schornstein nicht fehlen. Als krönender Höhepunkt versetzte mich der Auftritt von Juli (gesponserter Link) unter Gänsehaut in meine Jugendzeit zurück.
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Etablierte Kunst-Festivals Begehungen und Ibug auf neuem Niveau
In den letzten Jahren bin ich ein großer Fan der Kunstgestaltung im urbanen Raum geworden. In der Region um Chemnitz haben sich bereits zwei Veranstaltungen etabliert. Eine davon ist das Festival “Begehungen”, das geschlossenen Gebäuden neues Leben einhaucht. In 2025 verwandelte sich das Gelände des ehemaligen Heizkraftwerk Nord der Eins Energie in eine monumentale Ausstellungsfläche. Mit Freude erkundete ich mit insgesamt 56.000 anderen Besucher:innen den Industriekomplex und die gezeigten gesellschaftskritischen Werke.
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Auch das sächsische Kunstprojekt „Industriebrachenumgestaltung“, kurz Ibug, kehrte in diesem Jahr nach Chemnitz zurück. Auf dem verfallenen Gelände der Prestowerke an der Scheffelstraße erzeugten Dutzende Künstler:innen eine beeindruckende Symbiose zwischen dem geschichtsträchtigen Ort und ihren bedeutungsschwangeren Werken. Überdimensionale Murale und Installationen wie einem ledernen Nashorn regten 38.000 Gäste zum Nachdenken an.

Zukunftsweisende Lichtkunst beim Light Our Vision
Als im Herbst die Tage kürzer wurden, erstrahlten mit Einbruch der Dunkelheit die Gebäude und Sehenswürdigkeiten im Chemnitzer Stadtzentrum in einem besonderen Licht. Zum dritten Mal verwandelten sich beim “Light Our Vision” die Fassaden in imposante Kunstwerke. Doch was schön aussieht, hat auch einen ernsten Hintergrund: Denn wie der Name der Veranstaltung bereits verrät, wurden auch Themen zur Stadtentwicklung behandelt. In welcher Stadt wollen wir in zehn Jahren leben? Worauf gilt es in Zukunft den Augenmerk zu richten? Alle Generationen kamen zu Wort und es entstanden mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz beeindruckende Utopien. Gemeinsam mit etwa 86.000 anderen Menschen ließ ich mich von ihnen inspirieren.
Zum Artikel über das Light Our Vision

Geniale Wissenschaft trifft auf kreative Kunst
Dass sich mit physikalischen Effekten und chemischen Reaktionen auch Kunstwerke erschaffen lassen, bewiesen einige wissenschaftliche Einrichtungen der TU Chemnitz und die Funken Akademie. Während eines zweiwöchigen Workshops entstanden Kreationen, die aktuelle Forschungsthemen mit soziokulturellen Problemstellungen verbanden. An meiner Arbeitsstätte wurde beispielsweise aus Mehlwurmkot ein neuer thermoplastischer Kunststoff entwickelt, aus dem dreidimensionale Skulpturen resultierten.
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Anmutiger Abschluss mit Bergparade und Maker-Advent
Der Höhepunkt zum Abschlusswochenende am 1. Advent war für mich die Europäische Bergparade mit mehr als 1.100 Mitwirkenden. Das immaterielle UNESCO-Weltkulturerbe zeigte einmal mehr wie wichtig die Tradition für die lokale Identität ist. Rund 22.000 säumten die Straßen zwischen Theaterplatz und Karl-Marx-Monument zu den Klängen des Steigerlieds. Sie jubelten auch den ein oder anderen Lokalpolitiker:innen zu.
In der Stadthalle fand der Maker-Advent seinen Höhepunkt. Er überträgt bereits einige Jahre die erzgebirgische Tradition des „Hutznohmds“ in die moderne Zeit. An zahlreichen Tischen wurde gebastelt und gewerkelt. Eigene Schwibbogen konnten gebastelt, Grußkarten gestempelt oder Synthesizer gelötet werden. Am besten gefielen mir jedoch die kreativen 3D-Druck-Modelle vom Low-Poly-Weihnachtshasen bis zur Seiffener Bergkirche. Neben den mannigfaltigen Erinnerungen ließ sich so ein ganz individuelles Erinnerungsstück an das Kulturhauptstadtjahr mit nach Hause nehmen. Schön wars!
Hast Du die Kulturhauptstadt Chemnitz besucht? Was waren Deine Höhepunkte?
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